II. Die erste Menschheit.
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sehen haben mag. Auch die Natur des Menschen muß
anders geworden seyn. Vor der Sündfluth finden wir
nicht, daß die Menschen Fleisch gegessen haben, — das
Gewächs des Feldes war ihnen zur Nahrung angewie¬
sen; — nach der Sündfluth aber wird ihnen der Genuß
des Fleisches ohne Einschränkung erlaubt. Die Menschen
vor der Sündfluth erreichten ein Alter von 8—900 Jah¬
ren ; nachher aber nahm es schnell ab, und schon zu
Mosis Zeiten war -;o — 80 Jahre die Durchschnittszahl
(Ps. 90, 11). Ueberhaupt scheint mit der Sündfluth
der Fluch, der auf die Sünde folgte, vollständiger erfüllt
worden zu seyn, so daß von da an vornehmlich das
Wort Pauli gilt, daß „alle Kreatur sich sehne und
ängste immerdar, frei zu werden von dem Dienst des
vergänglichen Wesens" (Rom. L, 19).
2. Der Thurmbau.
7. Die Sündfluth erfolgte im Jahr der Welt »656,
etwa 2400 Jahre vor Christus. Durch sie wardie erste
Menschheit untergegangen, und Noah wurde der zweite
Stammvater. Sem Kasten blieb auf dem Berge Ara¬
rat, zwischen dem kaspischen und schwarzen Meere, ste¬
hen, als das Gewässer der Sündfluth sich allmählig ver¬
lief. Auf der Ebene zwischen den Flüssen Euphrat und
Tigris, die in der Nähe des Ararat entspringen, breite¬
ten sich seine Nachkommen zuerst aus, bis zu dem Lande
Sinear. Dort bauten sie eine Stadt und einen Thurm
von großer Hohe, um einen Vereinigungspunkt zu haben,
und bei der immer wachsendeu Vermehrung und Aus¬
breitung des Menschengeschlechts doch immer ein gewis¬
ses Ganzes zu bleiben. Allein das war der Absicht
Gotres zuwider. Er wollte, daß sich die Menschen über
die ganze Erde verbreiten, und in mannigfaltiger Ent-