Full text: Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten

§ 30. Die Sonne. 
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Arrhenius) als Quellen ihrer Wärme betrachten, keinesfalls sind das 
unerschöpfliche Kraftquellen. 
Anmerkung 1. Helmholtz hat berechnet, daß der Sonnenball, wenn er sich 
von seiner gegenwärtigen Dichte bis zu derjenigen der Erde zusammenzieht, dadurch 
so viel Wärme entwickeln muß, daß die Ausstrahlung für einen Zeitraum von 
17 Millionen Jahren gedeckt erscheint. 
Anmerkung 2. Die an die Erde abgegebene Sonnenwärme wäre imstande, 
eine 53 m dicke, rund um die Erde lagernde Eisschicht in einem Jahre abzuschmelzen. 
Die gesamte Wärmemenge der Sonne könnte eine 150 Millionen km lange 
(— Entfernung der Erde von der Sonne) und 3,6 km dicke Eisbrücke, wenn auf 
diese Eissäule konzentriert, in einer Zeitsekunde wegschmelzen. 
6. Temperatur der Sonne. Aus dem über die Wärmemenge 
der Sonne Gesagten ergibt sich, daß die Temperatur der Sonne eine 
überaus hohe sein muß. An der ausstrahlenden Oberfläche beträgt sie 
höchst wahrscheinlich zwischen 6000 bis 7000° C; das Innere der Sonne, 
das unter ungeheurem Druck steht, ist wohl noch wesentlich wärmer; hier 
kann die Temperatur gut mehrere Millionen Grad Celsius betragen. 
7. Physische Beschaffenheit der Sonne. Nach den Ergeb- 
nissen der Spektralanalyse, durch welche die meisten chemischen Elemente 
als auf der Sonne vorhanden nachgewiesen wurden, ist diese ein im 
Zustande höchster Glut befindlicher Gasball, an dem wir von 
innen nach außen folgende Teile zu unterscheiden haben: 
a) den Sonnen fem; über dessen Beschaffenheit können nur Ver- 
mutungen aufgestellt werden, da er für uns unsichtbar ist; wohl aber 
herrschen dort unvorstellbar hohe Temperatur- und Druckverhältnisse; 
d) die Photo sphäre^; ihr Licht blendet so stark, daß wir unser 
Auge dagegen zu schützen haben; sie ist die Ausgangsschicht für die Wärme- 
und Lichtstrahlung der Sonne und für uns als die Sonnenoberfläche zu 
betrachten, jedoch nicht im Sinne der Erdoberfläche, sondern nur als eine 
Schicht der Sonnenatmosphäre. Sie besteht im wesentlichen aus Wasser- 
stoff und andern Metallgasen in glühendem Zustande, dazu noch aus einem 
schwer verdampfbaren Element, das sich in den oberen Schichten der Atmo- 
sphäre infolge der Abkühlung verdichtet und eine ständige glühende Wolken- 
schicht bildet. In den Gasen der Photosphäre sind bis jetzt etwa 40 chemische 
Elemente mit Sicherheit nachgewiesen worden. Durch ein Fernrohr be- 
trachtet, hat die ganze helle Oberfläche ein körniges, granuliertes 
(v. lat. granum — das Korn) Aussehen; 
c) die Chromosphäre^; sie lagert über der Photosphäre als eine 
rötlich leuchtende Gasschicht und ist nur bei totalen Sonnenfinsternissen 
' Von den griechischen Wörtern phös — das Licht und sphaira. 
2 Vom griech. chröma = die Farbe.
	        
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