B. Die Kriegsschauplätze in Europa und Vorderasien. 
I. Der westliche Kriegsschauplatz. 
Übersicht. 
Der westliche Kriegsschauplatz umfaßt einen von der Schweizer Grenze bis zur Nordsee 
sich ziehenden Landstreifen oon wechselnder Breite, dessen Nordostgrenze etwa einer Linie 
folgt, die von Basel nach der Südspitze Lothringens am Mt. Donon zieht und von hier 
der Westgrenze des Reichslandes, der Ostgrenze Luxemburgs und der Ost- und Nordgrenze 
Belgiens bis ans Meer folgt. Die südwestliche Grenze wird etwa gebildet durch eine Linie 
von Basel über Paris nach Calais. Der so bezeichnete Streifen hat also seine größte Breite 
zwischen Paris und Lüttich — etwa 300 km —, während er an der Nordseeküste nur reichlich 
100 km mißt und nach 8 zu sich keilförmig zuspitzt. Die Länge des Streifens beläuft sich in 
der Luftlinie Basel—Dünkirchen auf reichlich 500 km. Das ganze Gebiet umfaßt rund 
100 000 qkm mit schätzungsweise 10—12 Millionen Einwohnern. Von politischen Gebieten 
sind an ihm beteiligt das Großherzogtum Luxemburg, das aber nur als Durchmarschgebiet 
für deutsche Truppen in Betracht kam, das Königreich Belgien und die nördlichen, nordöst- 
lichen und östlichen Landschaften Frankreichs. Von deutschen Gebieten liegen im Kriegs- 
schauplatz nur ein schmaler Grenzstreifen Lothringens zwischen Metz und dem Mt. Donon 
und der Südwesten des Oberelsaß. Von dem gesamten Raum ist seit 1J Jahren die Hälfte, 
rund 50000 qkm, von deutschen Truppen besetzt, wobei 29 000 qkm auf Belgien, der Rest 
auf Frankreich entfallen. Dagegen beträgt der von französischen Truppen besetzte Rann: 
auf deutschem Boden nur 1000 qkm. Die von den beiden Gegnern gehaltenen Gebiete 
werden voneinander durch die etwa 900 km lauge Frontlinie getrennt, die sich im allgemeinen 
in nordwestlich-südöstlicher Richtung erstreckt und deren Verlauf innerhalb der einzelnen 
Landschaften bei deren Betrachtung angegeben werden wird. 
In einer Zeit, in der die Eisenbahnen im Kriege für den Aufmarsch der Truppen, für ihre 
Verpflegung und Umgruppierung das weitaus wichtigste Mittel darstellen, ist es von Bedeu- 
tung, daß die Heeresleitungen beider Parteien namentlich im nördlichen Teil des westlichen 
Kriegsschauplatzes über ein ungemein dichtes Bahnnetz verfügen konnten. 
Bedenkt man, daß der gesamte westliche Kriegsschauplatz ein Gebiet alter nnd reicher Kultur 
ist, daß die Zahl der Kämpfenden nach vielen Millionen zäh!t, daß ferner die Heere sich nicht nur 
aus einzelnen Straßen bewegen und an einzelnen Punkten schlagen, sondern in einer ungeheuren 
zusammenhängenden Front gleichsam flächenhaft über den ganzen Raum sich hinbewegen, so mag 
man ermessen, wie groß die Summe der Werte materieller und ideeller Natur ist, die im Verlauf 
von zwei Jahren hier der Vernichtung anheimgefallen sind. Schon oft sind diese alten Grenzländer 
germanischen und romanisch-keltischen Wesens Zeuge erbitterter Kämpfe gewesen, aber noch nie 
haben sie die Geißel des Krieges so furchtbar zu spüren gehabt wie im gegenwärtigen Ringen. 
Der wilde Bewegungskrieg der ersten Kampfwochen, der unsere Truppen bis in die Nähe von 
Paris brachte, wurde nach der Rücknahme unseres gesamten rechten Flügels und den Kämpfen 
an der Aisne abgelöst durch den Stellungskrieg in Schützengraben und Artilleriestellung, jene 
eigenartige Kampfform, die durch die genaueste Anpassung an Bodenart, Lberflächenform, Pflan- 
zenkleid, Wassernetz uud Siedeluug ihr Ziel zu erreichen sucht und durch diese weitgehende Beach- 
tung der Eigenart des Geländes zu einer geographischen Betrachtung in besonderem Maße anregt.
	        
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