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Vierter Zeitraum. 
Constantins Grausamkeit ging in frühern Zeiten so weit, 
daß er gefangene Anführer der Alemannen und Franken im 
Theater dem Kampfe mit wilden Thieren Preis gab. Doch 
selbst späterhin wurden seine Vettern, Dalmatius und Han- 
nibalianus, nicht ohne sein Vorwissen, von den Legionen 
geopfert. 
Die ganze Verwaltung des Reiches erhielt durch ihn eine 
bedeutende Veranderung. Das wichtige Ergebniß der¬ 
selben war, daß er den bisherigen militärischen 
Despotismus vernichtete, und dafür den Despo¬ 
ti s m u s des Hofes und die Mach t d e r H ierarch ie 
gründete. Bereits wahrend seines Zuges gegen den Maren- 
tius (311) bekannte steh Constantin zu der christlichen 
Religion. Indem er steh dadurch einen mächtigen Anhang 
in allen Provinzen des Reiches bildete, schwächte er zu¬ 
gleich die Macht seiner Mitregentcn und Nebenbuhler. In 
der That verdankte er größtentheils diesem Schritte den Weg 
zur Erreichung seines Zieles der Alleinherrschaft. Doch 
mußte eine solche Veränderung tief in das ganze Regierungs- 
systcm eingreifen, weil Consta ntin an der schon frühzeitig 
in der kirchlichen Verfassung der Christen eingeführten Sub¬ 
ordination, die bald durch die streng abgemessenen Verhält¬ 
nisse der Erzbischöffe, Bischöffe, Presbytern, Diaconen, 
Subdiaconen, Vorleser und Vorsänger gegen einander, in 
Hierarchie überging, eine sichere Stütze des Thrones, 
und eben so bald, in den entstehenden arianisehen Strei¬ 
tigkeiten, Gelegenheit fand, seinen Antheil an der kirch¬ 
lichen Gesetzgebung, besonders auf dem Concilium zu Nicaa 
(325), geltend zu machen. Die christliche Religion erfuhr 
also sogleich bei ihrer Erhebung zur herrschenden im 
römischen Reiche das Schicksal, daß von oben herein 
bestimmt ward, was rechtgläubige Lehre sey, oder nicht 
sey; obgleich Consta ntin nur kurz vor seinem Tode von 
dem arianischcn Bischöffe Eusebius von Nikomedien sich tau¬ 
fen ließ, weil man in seinem Zeitalter die Taufe als das 
wirksamste Entsündigungsmittel von dem vorhergegangenen 
heidnischen Leben betrachtete, und Coustantin viele Sun-
	        
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