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dung, und namentlich scheinen sie die Buchdruckerkunst, den
Compaß, das Schießpulver, das Papier früher gehabt
zu haben, als die Europäer; aber schmachtend unter dem
Drucke einer despotischen Regierung und sich sorgfältig
abschließend von allem Verkehr mit andern Völkern, besonders
mit den Europäern, endlich eine einsilbige, unvollkommene
Sprache redend, sind sie seit Jahrhunderten auf derselben
Stufe ihrer Entwickelung stehen geblieben. Die herrschende
Religion ist auch unter ihnen der Lamaismns; die Ge-
bildeten aber sind Anhänger des Consucius, der etwa
500 v. Chr. eine viel schöne sittliche Vorschriften enthal-
tende Religion stiftete.
Verwandt den Chinesen sind die Japaner, ein that-
kräftiges, muthiges, aber auch grausames und iu seinem
Haß unversöhnliches Volk. Ihr gesellschaftlicher Zustand ist
wohlgeordnet; mit höchster Sorgfalt bauen sie das Land,
und an Kunstfertigkeit werden sie von keinem Volk in Asien
übertrosseu. Der allgemein verbreitete Volksunterricht, die
Sicherheit der persönlichen Freiheit und der durch Posten
unterhaltene Verkehr im Innern nähern ihre Verhältnisse
denen europäischer Völker.
Die Malayische Race zeichnet sich aus durch dickes,
kurzes, krauses Haar und tiefe Augen, breite Nase, dickes
Gesicht und eine schwarzbraue Hautfarbe. Des Malayeu Haupt-
beschästigung ist die Jagd, und die Zahl der Feinde, die er
erlegt hat, bestimmt seinen Adel: er geht stets bewaffnet, führt
vergiftete Pfeile und verachtet, um zum Kampfe geschickter zu
sein, die weite Tracht der übrigen Orientalen. Die Frauen
müssen den Acker bestellen und das Hauswesen beschicken.
Keinem dieser Hauptstämme gehören die Bewohner der
Polarländer an; diese, an Körper und Geist zurückgehalten
durch die arme Natur, welche sie umgiebt, haben ihre ganze
Thätigkeit nur daraus zu richten, wie sie der Unbill der
rauhen Witterung widerstehen, und mit den dürftigen Er-
zeugnissen des Landes ihr thierisches Leben fristen wollen.
Sie leben meistentheils von Jagd, Fischsang und Rennthier-
glicht, sind grobem Aberglauben ergeben, den ihre Schaina-
nen, die Priester und Zauberer zugleich sind, zu erhalten
wissen, und führen, mit unbereiteten Thierfellen bekleidet, in
unterirdischen Hütten oder zerfetzten Gezeiten ein kümmer-
liches Leben.