Full text: Grundzüge der Erdbeschreibung

— 114 — 
dung, und namentlich scheinen sie die Buchdruckerkunst, den 
Compaß, das Schießpulver, das Papier früher gehabt 
zu haben, als die Europäer; aber schmachtend unter dem 
Drucke einer despotischen Regierung und sich sorgfältig 
abschließend von allem Verkehr mit andern Völkern, besonders 
mit den Europäern, endlich eine einsilbige, unvollkommene 
Sprache redend, sind sie seit Jahrhunderten auf derselben 
Stufe ihrer Entwickelung stehen geblieben. Die herrschende 
Religion ist auch unter ihnen der Lamaismns; die Ge- 
bildeten aber sind Anhänger des Consucius, der etwa 
500 v. Chr. eine viel schöne sittliche Vorschriften enthal- 
tende Religion stiftete. 
Verwandt den Chinesen sind die Japaner, ein that- 
kräftiges, muthiges, aber auch grausames und iu seinem 
Haß unversöhnliches Volk. Ihr gesellschaftlicher Zustand ist 
wohlgeordnet; mit höchster Sorgfalt bauen sie das Land, 
und an Kunstfertigkeit werden sie von keinem Volk in Asien 
übertrosseu. Der allgemein verbreitete Volksunterricht, die 
Sicherheit der persönlichen Freiheit und der durch Posten 
unterhaltene Verkehr im Innern nähern ihre Verhältnisse 
denen europäischer Völker. 
Die Malayische Race zeichnet sich aus durch dickes, 
kurzes, krauses Haar und tiefe Augen, breite Nase, dickes 
Gesicht und eine schwarzbraue Hautfarbe. Des Malayeu Haupt- 
beschästigung ist die Jagd, und die Zahl der Feinde, die er 
erlegt hat, bestimmt seinen Adel: er geht stets bewaffnet, führt 
vergiftete Pfeile und verachtet, um zum Kampfe geschickter zu 
sein, die weite Tracht der übrigen Orientalen. Die Frauen 
müssen den Acker bestellen und das Hauswesen beschicken. 
Keinem dieser Hauptstämme gehören die Bewohner der 
Polarländer an; diese, an Körper und Geist zurückgehalten 
durch die arme Natur, welche sie umgiebt, haben ihre ganze 
Thätigkeit nur daraus zu richten, wie sie der Unbill der 
rauhen Witterung widerstehen, und mit den dürftigen Er- 
zeugnissen des Landes ihr thierisches Leben fristen wollen. 
Sie leben meistentheils von Jagd, Fischsang und Rennthier- 
glicht, sind grobem Aberglauben ergeben, den ihre Schaina- 
nen, die Priester und Zauberer zugleich sind, zu erhalten 
wissen, und führen, mit unbereiteten Thierfellen bekleidet, in 
unterirdischen Hütten oder zerfetzten Gezeiten ein kümmer- 
liches Leben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.