Full text: Grundzüge der Erdbeschreibung

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Amerika. 
§. 140. 
Allgemeine Ansicht. 
Im Gegensatz gegen die drei bisher betrachtetem Erd- 
theile, welche, weil sie bereits im Alterthnme bekannt waren, 
unter dem Namen der alten Welt zusammen gefaßt werden, 
führt Amerika den Namen der neuen Welt. Den Namen 
Amerika hat dieser Erdtheil von seinem ersten Beschreib«:, 
dem Florentiner Amerijo Vespucci (spr. Vesputschi), 
erhalten. Die äußere Gestalt Amerika's gleicht fast der 
zweier rechtwinkliger Dreiecke, welche mit zweien ihrer Spitzen 
in der Landenge von Panama zusammenstoßen. Von diesen 
beiden Hälften hat die nördliche in Hinsicht ihrer Küsten- 
umsäumung die meiste Aehnlichkeit mit Europa, indem das 
Meer, wie hier, mehrere tiefe Einschnitte in das Land macht, 
und bedeutende Halbinseln von der Feste sondert. Daher 
beträgt die Küstenlänge Nord-Amerika's fast zwei Drittel 
(6000 Meilen) der Küstenlänge des ganzen Erdtheils, und 
verhält sich zu dem Flächenranme dieser Hälfte so, daß auf 
57 Q.-Meileu ihres Flächeninhalts eine Küstenmeile kommt. 
Einförmiger dagegen ist die Gestalt Süd-Amerika's, es 
hat nur Küsten - Biegungen, keine Küsten - Einschnitte 
und gesonderte Halbinseln, und es kommen daher hier auf 
eine Meile Küste 91 Q.-Meilen Bodenfläche. Mit daraus 
erklärt sich die Erscheinung, daß die Nordhälfte des Erd- 
theils in ihrer Entwicklung der Südhälfte bedeutend voran- 
geeilt ist. Wiewohl dieser Erdtheil mit seinem westlichen 
Punkte, dem Prinz Wales-Cap, ganz nahe an die Ostküste 
Asiens heranreicht, so entfernt sich doch seine Westküste in 
ihrer weiteren südlichen Erstreckung immer mehr von Asiens 
Küsten. Paralleler laufen die Ostküsten Amerika's mit den 
Westküsten der neuen Welt, und regelmäßig wiederkehrende 
Winde, fowie fortdauernde Meeresströmungen stellen hier einen 
leichteren Zusammenhang zwischen der Ostfeste und der West- 
feste her. Daher ist es erklärlich, wie Amerika in dem Fort- 
gange seiner Entwicklung nur Europäische, nicht Asiatische
	        
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