Full text: Grundzüge der Erdbeschreibung

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den Bewohnern der alten Welt nachstand. Doch konnte man 
verschiedene Stusen der Civilisation wahrnehmen. Die Wil- 
den waren nur spärlich anzutreffen; sie lebten von Jagd und 
Fischerei, liebten das Nichtsthun, waren grausam gegen ihre 
Feinde und fraßen wohl gar die Gefangenen, die sie im 
Kriege machten. Ihre Kleidung bestand nur aus einem Thier- 
fell und da ihre einfachsten Bedürfnisse von der Natur un- 
mittelbar befriedigt wurden, so waren sie nie auf Erfindungen 
ausgegangen. Was ihr Aeußeres betrifft, so war ihre Haut- 
färbe kupferfarbig, ihr Haar röthlich und dünn, ihr Kopf 
C>val uud ihr Wuchs mäßig groß. Verschieden von diesen 
waren diejenigen Ur-Bewohner Amerika's, bei denen man 
einen Uebergang von dem wilden zum Staatsleben bemerkte, 
und die man besonders in den Gebieten von Mittel- 
amerika, sowie in den Cordilleren von Peru vorfand. 
Während jene ersterwähnten Ur-Einwohner sast aller religiösen 
Begriffe entbehrten, verehrten diese die Sonne in prächtigen 
Tempeln. Sie wurden von Königen (Caziken in Mexiko, 
I n k a s in Peru) beherrscht; doch scheinen die Herrscher- 
familien der nördlichen Staaten durch Eroberungen, die der 
südlichen durch Priestergewalt auf den Thron gekommen zu 
sein. Man kannte weder gezähmte Hausthiere noch das Eisen 
und den Bergbau, wiewohl man das Gold zu bearbeiten 
verstand. Aus der Geschichte Amerikas (§. 141) wird es 
erklärlich, wie diese Ur-Einwohner Amerika's gegenwärtig nur 
den kleinsten Theil seiner Bevölkerung ausmachen; während 
nämlich 50 Millionen Fremde und durch Vermischung mit 
Fremden entstandene Bewohner gezählt werden, giebt es etwa 
nur noch 10 Millionen jener Ur-Einwohner, die größtentheils 
in die Wälder und in die Berge sich zurückgezogen haben, 
und der Europäischen Cultur fremd geblieben sind. In voller 
Freiheit wohnen ganze Jndianerftämme gegenwärtig nur noch 
in dem äußersten Süden und Norden des Erdtheils, und 
namentlich in den unermeßlichen Waldungen des Westens 
von Nord-Amerika. Sie sind meistens Fetischanbeter, 
und beschäftigen sich mit Jagd und Fischerei. Im Allgemei- 
nen widerstreben unter allen Völkern der Erde die Ur-Ein- 
wohner Amerika's am entschiedensten der Annahme von 
Europäischer Bildung und Sitte. „Sie sterben hin vor den 
Augen der theilnehmenden Mitwelt und kein Ruf des Chri- 
stenthums vermag ihren trotzig-finstern Gang zu allgemeiner,
	        
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