J. Kriegsgedichte vor dem Weltkrieg.
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X Die Schlacht bei Fontenoy.
841.
(Winterfeld: Deutsche Dichter des lat. Mittelalters. S. 166.)
Des Frührots erster Strahl das Dunkel der Nacht zerriß, 5
Da wurde Macht gegeben dem Fürsten der Finsternis;
Kein Sabbat war's, der graute: gebrochen der Brüder Bund,
Mit wildem Hohngelächter frohlockte der Hölle Schlund.
Dröhnend aller Enden der Hall der Hörner gellt,
Vom Schlachtgeschrei der Gegner erzittert rings das Feld, 10
Zum Todeskampfe sind Brüder, sind Neffe und Ohm ent—
brannt,
Frevelnd wider den Vater erhebt der Sohn die Hand.
Nie hob sich in heidnischer Vorzeit fürchterlicher Gefecht;
Nicht galt, das sonst gegolten, der Christen Christenrecht: 15
Eines Heilands Erlöste vergossen der Brüder Blut,
Daß der Hölle Geister jauchzten in wilder Wut.
Herr Lothar, der Kaiser, der stand in des Höchsten Schutz;
Er hat sich als Held gehalten und bot den Feinden Trutz.
Hätte sein Heer gekämpft wie er mit kühner Hand, 20
Bald sollten Friedensglocken läuten übers Land.
Aber wie einst seinen Heiland Judas Ischarioth,
Verrieten sie dich und die Führer, mein König, in
Schwertesnot.
So leicht der Wolf mit Listen das Lamm zu trügen weiß
Trifft er 's auf dem Wege; drum wehre dich mit Fleiß!
Kloevekorn, Deutsche Kriegsgedichte.
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