Full text: Geschichte der Neuzeit von 1786 bis 1900 (Teil 6)

§ 9, Der Krieg von 1806 und der Friede von Tilsit. ZI 
das kleine Kolberg (Gneisenan, Nettelbeck, Schill) wurden heldenmütig 
verteidigt, und der tapfere Graf Götzen behauptete sich mit Glatz und 
Kofel in Schlesien. Mehr als 400 Mill, Fr. Kriegssteuern wurden aus 
Preußen erpreßt; mit trügerischen Versprechungen wurden die Polen 
zum Aufstande veranlaßt. Als aber das mit dem russischen Heere unter 
Bennigsen vereinte tapfere preußische Korps Lestoeqs unter Scharnhorsts 
Leitung bei Pr. Eilau (40 km s. v. Königsberg) Napoleons Sieg ver Schlachten be: 
hinderte (7. und 8. Febr.), versuchte dieser Preußen durch Schmeichelei J^Iau"bb 
und günstige Anerbietungen von Rußland zu trennen. Aber Friedrich 
Wilhelm verband sich in edler Treue durch das Schutz- und Trutz- 
bündnis von Bartenstein nur noch enger mit Rußland. Bei Fried 
land (ö. v. Pr. Eilau) wurde jedoch Bennigsen von Napoleon völlig ge- 
schlagen (14. Juni). 
Zar Alexander, Preußen wortbrüchig im Stiche lassend, bat ent- 
mutigt um Waffenstillstand, ließ sich von Napoleon durch gläuzeude Trug- 
bilder zu einer innerlich unwahren politischen Freundschaft mit ihm be¬ 
kehren und führte so den grausamen Frieden von Tilsit herbei. Fried-zu 
Preußen verlor alles Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg, das zu Klir,!So7.3l'L 
retten die edle Königin vergebens sich zu einer Zusammenkunst und zu 
einer Bitte an den rohen Gegner herbeigelassen hatte Es mußte den 
Kottbnser Kreis an Sachsen abtreten und Süd- und Neuostpreußen zur 
Bildung eines Herzogtums Warschau hergeben, das dem Könige von 
Sachsen, Friedrich August, überwiesen wurde. Danzig wurde eine ^me" 
Stadt mit französischer Besatzung. Der Zar wurde für ein Stück Polen 
mit dem preußischen Distrikt Bialystock entschädigt. Napoleon übernahm 
es, den Frieden zwischen dem Zaren und der Türkei, dieser es, ben 
Frieden zwischen Napoleon und England zu vermitteln. 
3. Sachsen im Rheinbünde. Nach ber Schlacht bei Jena mar die 
sächsische Armee völlig zersprengt und von Dresden abgeschnitten; der vev- 
ßünbete Nachbarstaat aber brach zu allgemeiner Bestürzung wie ein morscker 
Bau zusammen. Der Kurfürst sab keinen anderen Ausweg, als mit 
wn ernen Waffenstillstand zu schließen. Gleichwohl warb Sachsen tote tu 
erobertes Land behanbelt. es zahlte mehr als 27 Mill. Fr. Kontributione: 
Leipzig, bie Hauptniederlage für englische Waren, mußte olle eimh:^: 
Erzeugnisse unb Gelber ausliefern. Am 11. Dez. ward in Posen der 
Frtebe unterzeichnet. Der Kurfürst trat in ben Rheinbund etn unb ver¬ 
pflichtete sichl Napoleon im gegenwärtigen Felbzuge mit oOOO yXanr tu 
einem künftigen Kriege mit 20 000 Mann zu unterstützen. Im Fnete.. 
mit PreußeiV sollte er ben Kottbnser Kreis erhalten, dafür aber ctn gleta, 
wertiges Gebiet an ber Norbwestgrenze seines Landes an Äapoleou 
treten. Artikel V gewährte ber katholiscken Kirche freie uehgionyi:6un,i 
unb gab ihren Angehörigen dieselben bürgerlichen unb Httifchen 
wie ben Protestanten Mit bem Friebensschlusse verband sich die „arhc&u-n ..:n 
Sachsens zum Königreich burch Napoleon. Am 20. Dez. warb bte neue n Dez. isve
	        
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