Object: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

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ganze südliche und westliche Deutschland in vollständige Abhängigkeit von 
Frankreich zu bringen. Dies war jetzt um so leichter auszuführen, als die drei 
süddeutschen Kurfürsten bereits Verbündete Napoleons gewesen waren, ihm 
ihre Truppen zur Verfügung gestellt, einen Teil der Kriegsbeute und die 
„Souveränität" erhalten hatten, wodurch schon die Auflösung des 
deutschen Reiches ausgesprochen war. Dalberg, der Kurerzkanzler von 
Mainz, entblödete sich nicht, den französischen Kaiser zu bitten, er möge 
der „Regenerator Deutschlands" werden. In Paris wurde die neue deutsche 
Verfassung festgestellt, und dort wiederholten sich in noch stärkerem Maße 
als im Jahre 1803 die Bestechungskünste und die Selbsterniedrigung, 
besonders der mit Mediatisierung bedrohten deutschen Fürsten. So schnell 
wurde die Sache abgewickelt, daß schon am 1. August 1806 der franzö¬ 
sische Gesandte dem Reichstage zu Regensburg die fertige Akte des Rhein- isos 
bnndes übergeben konnte. Darin erklärten die Könige von Bayern und 
Württemberg, der Kurerzkanzler, der Kurfürst von Baden, der Landgraf 
von Hessen-Darmstadt-Nassau und zehn andere Fürsten des südwestlichen 
Deutschlands, sie hätten aufgehört, Glieder des deutschen Reiches zu sein 
und bildeten fortan untereinander einen Bund unter dem Protektorate 
Napoleons. Die Mitglieder des Rheinbundes vertauschten diejenigen 
ihrer Titel, die sich auf ihr Verhältnis zum Reiche bezogen, mit neuen: 
Der Kurerzkanzler Dalberg wurde Fürst-Primas mit dem Sitze in Frank- 
furt, die „souveränen" Fürsten von Baden und Hessen-Darmstadt nahmen 
den Titel Großherzog an, das Haupt des Hauses Nassau den eines Herzogs. 
Eine Bundesversammlung zu Frankfurt unter dem Vorsitze des Fürsten- 
Primas sollte die Streitigkeiten der Mitglieder entscheiden. Die Haupt- 
sache aber war, daß alle Mitglieder in beständiger Allianz mit Frankreich 
bleiben und zu jedem Festlandskriege eine im voraus bestimmte Anzahl 
Truppen Napoleon zur Verfügung stellen mußten. 
Sobald diese Urkunde nach Wien gelangt war, that Kaiser Franz II. 
den einzigen Schritt, der ihm unter diesen Umständen übrig blieb. Er 
legte am 6. August 1806 die Kaiserkrone nieder und entband alle isos 
Fürsten und Stände des ihm geleisteten Eides, nachdem er schon seit dem 
Jahre 1804 den Titel eines erblichen Kaisers von Österreich als 
Franz I. (1806—1835) angenommen hatte. So erlosch die erste 
weltliche Würde der Christenheit nach 1006 Jahren und mit ihr 
das heilige römische Reich.
	        
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