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Mähren, (österreichisch - Schlesien. Karpathen.
entstanden. — Rn einem Moldaunebenflusse liegt Pilsen (80). In der Umgebung der
Stadt dehnen sich mächtige Lager von Steinkohlen und Eisenerzen aus, so daß sich in
und um Pilsen eine lebhafte Industrie entwickelt hat (Maschinenfabriken, Vierbraue-
reien). Unweit der Hauptstadt Prag (230), die an der Moldau gelegen ist, fördert
man gleichfalls Steinkohlen. Infolgedessen werden in Prag wichtige Gewerbe betrieben
z. 13. Maschinenbau, Baumwollenweberei u. a. Die Stadt wurde dort angelegt, wo sich
in der Mitte des Landes die Hauptverkehrsstraßen kreuzen, und ist zu einem bedeuten-
den Handelsplatze geworden. — Das holz des Böhmer Waldes dient in vielen Glas-
Hütten des Gebirges als Brennstoff. Cs wird aber auch in die waldarmen Niederungen
verschickt. Besonders Budweis (47) an der Moldau ist durch lebhaften Holzhandel
zu Ansehen gekommen. — Hm Abhänge des Sudetenzuges wird in vielen Orten
(Reichenberg! 36) Voll- und Leinenweberei betrieben. Die Bergwiesen dienen der
Viehzucht. — von den Bewohnern Böhmens sind V3 Deutsche, 2/3 Slawen. Die beiden
Volksstämme leben in erbitterter Feindschaft.
2. Mähren wird durch die March zur Donau entwässert. In dem fruchtbaren
Lande bilden Ackerbau (Getreide, Flachs, Gemüse, (Dbst) und Viehzucht (Pferde) die
wichtigsten Erwerbsquellen der Bewohner. Der östliche Zipfel Mährens grenzt an das
oberschlefische Bergwerksgebiet. Infolge des außerordentlichen Kohlenreichtums blüht
auch hier besonders die Eisenindustrie mächtig auf. Die Hauptstadt Mährens ist Brünn
(120; Wollweberei). In
3. Österreichisch - Schlesien, das sich an dem Nordoftabhange des Mährischen
Gesenkes (Sudeten) und dem Nordwestabhange der Westkarpathen ausbreitet, ist der
Boden weniger ergiebig; es besitzt aber ansehnliche Industrie (Tuch- und Leinenweberei).
Die Hauptstadt ist Troppau (29).
III. Die Karpathenländer.
Die Karpathen, die nordöstliche Fortsetzung der Alpen, sind ein gewaltiges
Hochgebirge, in dessen ausgedehnten Wäldern Bär und Wolf noch vorkommen. Sie
beginnen bei Preßburg und enden am Eisernen Tore, einer klippenreichen Rinne,
in der die Donau das Gebirge durchbricht. In einem weit ausgreifenden Bogen, der
nach Westen offen ist, umschließen sie das große ungarische Tiefland, das von der
Donau durchflössen wird. Mit ihrem Außenrande fallen sie zum osteuropäischen Tief-
lande ab. Auf dieser Seite, die im Winter von den kalten Ostwinden getroffen wird,
liegt die Waldgrenze des Gebirges sehr tief. Die meisten Flusse, die auf den Kar-
pathen entspringen, strömen der Donau zu (Theiß und pruth). Der Dnjeftr führt
seine Gewässer selbständig zum Schwarzen Meer, und die Weichsel fließt zur Ostsee.
Einzelne Teile des Gebirges sind reich an Mineralschätzen (Gold, Silber, Eisen, Blei,
Kohle, Salz). — Am Nord- und Uordoftabhange der Karpathen liegen die österreichischen
Länder Galizien und die Bukowina. Das Gebiet in der Südostecke des Gebirgs¬
zuges wird von Siebenbürgen eingenommen, das zu Ungarn gehört.
1. Galizien und die Bukowina. Da beide Länder den Nordoftwinden ausgesetzt
sind, haben sie sehr warme Sommer, aber auffallend kalte Winter (Landklima!). Der
gelbbraune, lehmige Boden ist ertragreich, so daß Ackerbau (Getreide, Hanf, Tabak)