Full text: Länderkunde von Mitteleuropa (Teil 2)

Deutschland. 55 
Der Südliche Landrücken besteht aus niedrigen sandigen Plateauhöhen, 
die durch Flußtäler voneinander getrennt werden. Er beginnt mit den Trebnitzer 
Höhen (260 m) östlich der Oder, setzt sich westlich von diesem Flusse in den 
Höhen von Glogau, der Niederlausitz und im Fläming (200 m) fort und verliert 
sich endlich in der Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller. Das trockene Sand- 
land umschließt wie ein natürlicher Wall die flnß- und seenreiche Niederung des 
Tieflandes. 
Der Nördliche Landrücken zieht längs der Ostseeküste durch Preußen, 
Pommern, Mecklenburg, Holstein und Schleswig. Er besteht wie der südliche 
aus sandigen, doch breiteren Höhenrücken, deren höchste Erhebung, der Turm- 
berg bei Danzig, 334 m erreicht. Die größten Ströme der Niederung: Oder, 
Weichsel und Memel durchbrechen ihn in breiten Tälern. Sein besonderer 
Schmuck sind die zahlreichen, oft malerischen Seen, unter denen Müritz- und 
Spirding-See die größten sind. Hiernach bezeichnet man den Nördlichen 
Landrücken auch als „Baltische Seenplatte". Stellenweise geht der magere 
Sandboden mit seinen Kiefernwäldern, Kartoffel- und Roggenäckern in echte 
Heide mit Schaf- und Bienenzucht über wie bei Tuchel in Westpreußen; ander¬ 
wärts wechselt der dürre Sand mit sehr ertragreichem Boden, so besonders 
in Vorpommern und Mecklenburg. Der Nördliche Landrücken zeigt also vielfach 
andere Beschaffenheit als der Südliche. 
Die Tieflandsmulde zwischen den beiden Landrücken, eine 
breite, wasserreiche Senke, zieht längs der Warthe und Netze, der Havel und 
Spree von Polen her nach W. und NW. bis zur Lüneburger Heide. Sie hat 
gleich dem Nördlichen Landrücken neben ihren Flüssen noch zahlreiche Seen, be- 
sonders in Posen, im Spree- und oberen Havelgebiet. Der Boden ist vielfach 
sandig und moorig, aber zumeist kultiviert und für den Ackerbau gewonnen. In 
der Mitte der Niederung verlaufen die Hauptverkehrswege, welche die östlichen 
Provinzen Preußens mit den mittleren und westlichen verbinden. 
Wo sich mit diesen wichtigen Linien die Bahnen des nordsüdlichen Verkehrs 
schneiden, kam es zur Entwicklung bedeutender Städte, so von Berlin, Frank- 
furt an der Oder und Posen. 
Die Bewässerung des Ostdeutschen Tieflandes geschieht durch zahlreiche 
Küstenflüsse sowie durch die Memel (russisch Njemen), Weichsel, Oder und 
Elbe. Die letztgenannten Flüsse haben alle für die Schiffahrt große Bedeutung. 
Ostelbiens Bewässerung ist reich, streckenweise sogar überreich. 
Die Memel durchbricht im äußersten NO. den Nördlichen Landrücken und 
mündet in zwei Hauptarmen ins Kurische Haff. — Die Weichsel gehört nur in 
ihrem unteren Laufe zu Deutschland; bald nach ihrem Übertritt auf preußischen 
Boden nimmt sie links die Brahe auf und geht nuu, den Nördlichen Landrücken 
durchbrechend, nach N. Vor der Mündung teilt sie sich in mehrere Arme, von 
denen der östliche, der ins Frische Haff geht, Nogat heißt. — Die Oder 
entspringt am Ostabhange des Mährischen Gesenkes und tritt schon bei Oderberg 
aus dem Gebirge in die Norddeutsche Tiefebene, der sie größtenteils angehört. 
Ihre Laufrichtung ist nordwestlich bis zur Mündung der Görlitzer Neiße, 
von da an nördlich. Die Schiffbarkeit der oberen Oder leidet durch Ver-
	        
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