Full text: Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage

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War kurz geschnitten, die Mitte des Kopfes sogar ganz kahl, sodaß 
das übrige Haar gleich einem Kranze auf dem Kopfe lag. In der 
Hand trugen die fremden Wanderer einen langen Stab und ein 
Kreuz. Die Männer waren christliche Priester und Mönche, 
ausgesandt, um im Sachsenlande die christliche Lehre zu ver¬ 
kündigen und die Sachsen zu Christen zu machen. Sie gingen 
nach dem Dorfe Gudingin, auf den Herrenhof, baten als fremde 
Wandersleute um Gastfreundschaft und erzählten: sie kämen aus 
dem Lande der Hessen; ein Mann mit Namen Bonisatius habe 
sie gesandt; der sei ihr Oberster, und die Leute in den Gauen der 
Hessen verehrten ihn, weil er ihnen von einem mächtigen Gott 
verkündigt hätte; von dem wollten auch sie predigen, wenn der 
Edeling sie in sein Haus aufnehmen wolle. Der Herr nahm sie 
gastfreundlich auf und hieß sie in der Halle des Herrenhauses 
willkommen. Nun durften sie als Gäste im Hause bleiben. Abends 
saßen sie mit der Familie des Edelings am Herdfeuer, hörten, 
wie dort heidnische Lieder gesungen und die Geschichten von den 
Wodan und den andern Göttern erzählt wurden. Dann fragten 
die fremden Männer, ob auch sie einmal von ihrem Gotte er¬ 
zählen dürften. Und dann erzählten sie von Christus und von 
Gott dem Vater, sangen dazu ihre frommen Weisen, berichteten 
auch, wie in andern Ländern schon viele Helden dem wahren 
Himmelsgotte anhingen. So gewannen die christlichen Priester 
und Mönche nach und nach das Haus des Edelings von Gu- 
dingin für den Herrn, und sie durften ungehindert lehren und 
predigen in Haus, Hof und Dorf.i) 
Inhalt! Wiedergabe! 
2. Die Boten vor der Volksversammlung. 
Die Kunde von den fremden Männern verbreitete sich schnell 
im ganzen Gau, und als der Tag der nächsten Volksversammlung 
kam, sollten sie sich vor den Gaubewohnern verantworten. Im 
Schutze ihres Gastfreundes zogen die Boten des Christentums mit 
nach der Mahlstätte des Leinegaus und brachten dort vor ver¬ 
sammeltem Volke ihre Sache vor. Da sah man, wie manche Gau¬ 
genossen beifällig nickten, manche ungläubig den Kopf schüttelten, 
manche murmelten und wohl gar drohend die Hand erhoben, weil 
die fremden Männer es wagten, die heimischen Götter gering 
zu achten. Aber der Edelherr von Gndingin verließ seine Gast¬ 
freunde nicht, sondern erzählte, wie sie sich in seinem Hanse als 
Ehrenmänner gehalten hätten, und daß es keine Schande sei, den 
Gott zu ehren, dem auch tapfre Helden dienten. Da erhoben 
sich manche Stimmen dafür und manche dagegen, und weil man 
x) Bild von Zick: Ein Heidenapostel verkündet den alten Deutschen 
das Wechnachtsevangelium. Bilders. D. G. S. 114 u. 115.
	        
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