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Die Pyrenäenhalbinsel.
Die Nordwestecken werden durch das Kap de Vares und das Kap
Finisterre gebildet, den westlichsten Punkt bezeichnet das KapRoca,
den südwestlichsten das Kap St. Vincent.
2. Die schroffe und überaus wirksame Landgrenze gegen den
Rumpf Europas bildet das aus der südfranzösischen Ebene unmittel-
bar aufragende Kettengebirge der Pyrenäen, das der Halbinsel
den Namen giebt. Es steigt in der vergletscherten Maladetta-
gruppe bis zu 3400 in aus, ist arm an tiefern Paßeinsenkungen
und darum sehr verkehrsfeindlich, so daß die zwei Hauptwege von
Norden nach der Halbinsel die Pyrenäen im Westen und Osten
umgehen.
Südlich von den Pyrenäen bildet sich die Beckenlandschaft
von Arag onien aus, die vom Ebro nach Osten entwässert wird. Da
längs der Küste das Catalonische Gebirge vom Ostende der
Pyrenäen (Kap Crens) nach Südwesten zieht, bildet der Fluß im
Unterlaufe ein Durchbrnchsthal, welches den Verkehr des Ebro-
gebietes mit dem Meere sehr erschwert.
Weitaus die Hauptfläche der Halbinsel wird von einem aus-
gedehnten Hochlande eingenommen, das sich von Ost nach West
senkt, so daß außer dem Ebro alle größeren Flüsse diesem Gefälle
folgend sich zum Atlantischen Ocean ergießen. Ihre Wasserscheide
gegen das Mittelmeer folgt vom nördlichen Randgebirge der Hoch-
fläche, dem Cantabrischen Gebirge (2660 m) als Iberisches
Scheidegebirge (2850 m) dem Südrand des Ebrobeckens, ver-
schmilzt am Meer mit dem Catalonischen Gebirge und zieht der
Ostküste nahe parallel, um schließlich mit dem zum Teil vergletscherten
Kettengebirge der Sierra*) Nevada zu verwachsen, welches den
Südrand der Halbinsel bildet und im Mnlahacen 3550 m Höhe
erreicht, die höchste Erhebung Europas außerhalb der Alpen.
Vom Iberischen Scheidegebirge zieht ostwestlich das Eastilische
Scheidegebirge, das in der Sierra de Guadarrama 2400 m,
in der Sierra de Gredos 2660 m, in der Sierra de Gata
2200 m hoch ansteigt und schließlich erst am Kap Roea endigt.
Nördlich von ihr liegt die vom Dnero (span.) — Douro (portug.)
durchströmte Hochfläche von Altcastilien und Leon (700—1100m
hoch), südlich die Hochebene von Neucastilieu (600— 800m hoch),
welche vom Tajo (span.) — Tejo (portug.) und vom Gnadiana
entwässert wird. Der Südrand der Hochfläche, die Sierra Morena,
fällt steil zum Tiefland von Andalusien ab. Hier ist der
Guadalquivir der einzige Fluß der Halbinsel, der ein so schwaches
Gefälle hat, daß er ein Stück weit landeinwärts der Schiffahrt
dienstbar ist. Die andern Flüsse haben wie alle Plateau- und
Gebirgsströme starkes oder doch unregelmäßiges Gefälle, sind daher
als Wasserstraßen beinahe völlig wertlos.
*) Sierra — Gebirgskette.