Österreich-Ungarn,
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Osterreich-Lngarn.
Österreich-Ungarn umfaßt den größten Teil der Ostalpen, das §124.
böhmisch-mährische Land, die ungarischen Tiefebenen, die Kar- b®J»^
patenländer und das kroatisch-slavouische und dalmatisch-
bosnische Gebirgslaud, das bereits von den Fluten des Adriatischen
Meeres bespült wird.
Es ist ein vielgestaltiges Land, das auch in der Zusammensetzung
seiner Bewohner ein sehr buntes Bild zeigt. Neben den Deutschen
treffen wir namentlich Slaven, die etwa die Hälfte der 45 Millionen
Bewohner ausmachen, außerdem Magyaren, Romanen und Juden. _ Die
Mehrzahl der christlichen Bewohner gehört der römisch-katholischen
Kirche an.
Durch die Verschiedenartigkeit der Bewohner ist die Begründung
eines einheitlichen Staates sehr erschwert worden. Die heutige öfter-
reichisch-uugarische Monarchie besteht seit dem Jahre 1867. Diese ist
zusammengefaßt aus zwei uach Verfassuug und Verwaltung gesonderten
Staaten: Österreich oder Zisleithauieu und Ungarn oder Trans-
leithanien. Die Reiche sind geeint durch die Persou ihres Herrschers, der
daher die Titel Kaiser von Österreich und König von Ungarn führt,
sowie durch das Reichsheer, die Kriegsflotte und die gemeinsame Ver-
tretung nach anßeu. Der jetzige Kaiser stammt aus dem Hause Habs-
burg-Lothringen.
Dem österreichischen Staatsgebiete gehören zunächst die vorwiegend § 125.
von Deutschen bewohnten Alpenländer an. Es sind das die Erzherzog- Staate»,
tümer Österreich uuter der Euus und ob der Enns oder Nieder-
und Oberösterreich, dann die Herzogtümer Salzburg, Steiermark,
Kärnten und Krain, ferner die gefürstete Grafschaft Tirol mit
Vorarlberg und ganz im Süden das Küstenland. Weiter kommt
dazu das schon auf der Balkanhalbinsel gelegene Königreich Dalmatien,
dauu die Länder der böhmifchen Krone, nämlich das Königreich
Böhmen, die Markgrafschaft Mähren und das Herzogtum
Schlesien sowie das Königreich Galizien und das Herzogtum
Bukowina im Norden und Osten der Karpaten.
Die Läuder der uugarischeu Krone siud das Königreich Ungarn
selbst, zu dem auch das ehemalige Großfürstentum Siebenbürgen
gehört, und ferner das vereinigte Königreich Kroatien und Sla-
vonien.
Seit 1878 stehen auch die türkischen Provinzen Bosnien und die
Herzegowina als Reichsland unter österreichisch-uugarischer Verwaltung.
Mit diesen umfaßt das Reich 675 000 qkm.
Die ^lpenländcr.
Die österreichischen Ostalpen steigen in ihrem höchsten Gipfel, § 126.
dem Ortler, noch auf 3900??? an. Sie werden in der Richtung nach i8o.i,e"=
Osten immer niedriger und gehen schließlich in ein waldreiches'Berg- 8
und Hügelland über. Mehrere Längstäler gliedern das Gebirge deutlich
in drei Zonen. Das Tal des Inn, der Salzach uud der Enns
scheiden eine Kalkalpenzone im Norden, das Tal des Ei sack und der
U le, Lehrbuch der Erdkunde, I. 4. Aufl. 5