Full text: Aus der allgemeinen Erdkunde, Deutschland (Teil 1)

— 219 — 
Provinziallandtages der Provinz Sachsen, mit stattlichem Dom und 
Schloß, das jetzt als Regierungsgebäude benutzt wird, und dann Halle, 
die bedeutendste Stadt an der Saale. Abgesehen von ihrer Lage an einem 
schiffbaren Flusse, kreuzen sich hier wichtige Straßen und Eisenbahnlinien. 
Das hat natürlich zu einem schnelleren Emporblühen .der Stadt wesentlich 
beigetragen. Die Salzquellen aber gaben den Anlaß zur Gründung der 
Stadt. Die Sole ist so stark, daß sie das Gradieren entbehrlich macht. 
Das alte Salzwerk wird von den „Halloren" bedient. Sie hielten sich 
früher streng abgeschlossen von der übrigen Bevölkerung der Stadt. Sie 
zeichnen sich noch heute durch eigentümliche Tracht und althergebrachte 
Sitten aus. Sie dürfen auch den Landesherrn zum Neujahrsfest durch Ab- 
gesandte begrüßen und beschenken. Beim Regierungswechsel nehmen Ab- 
geordnete aus ihren Reihen am Huldigungszuge teil. Man betrachtete 
die Halloren früher als Abkömmlinge der alten wendischen Bevölkerung, 
hält sie aber jetzt für Nachkommen der Franken. — Auch sonst ist die 
Industrie der Stadt bedeutend. Sie ist zurückzuführen auf die um- 
fangreichen Braunkohlenlager. Die Kohle dient nicht nur zu Brenn- 
zwecken, sondern auch zur Herstellung von Paraffin, Solaröl, Grude, 
Farben u. a. Auch Rohzucker wird hier in großen Mengen ausgeführt. Halle 
hat dazu eine Universität und einen umfangreichen Buchhandel. Nicht 
zuletzt ist die Stadt bekannt geworden durch die großartigen Franckeschen 
Stiftungen. August Hermann Francke wirkte in Halle als Prediger 
und Professor von 1692—1727. Er gründete nacheinander eine Armen- 
schule, eine Bürgerschule, ein Pädagogium, ein Waisenhaus, eine lateinische 
Schule, eine Apotheke, eine Buchhandlung und die Cansteinsche Bibelanstalt. 
Die umfangreichen Anstalten geben ein beredtes Zeugnis opferfreudiger 
Nächstenliebe. Mit sieben Gulden, die Francke in der Armenbüchse seines 
Hauses fand, hat er den Grund zu diesen Stiftungen, die uns an die 
Anstalten des Pastors von Bodelschwingh bei Bielefeld erinnern, gelegt. 
Sie sind nach seinem Tode in seinem Geiste fortgeführt und bilden 
heute einen ganzen Stadtteil. 
Ergebnis. Das Thüringer Hügelland zeigt in seinen zahlreichen 
Bergzügen, Hochflächen und Talmulden eine recht mannigfaltige Boden- 
gestaltnng. 
Die steinige Muschelkalkhochfläche des oberen (südlichen) Eichsfeldes 
ist rauh und einförmig und für den Ackerbau wenig geeignet. (Heiligen- 
stadt). Die Bewohner verdienen ihr Brot zum Teil auswärts. Das 
untere Eichsfeld hat fruchtbarere Ackerkrume (Sandstein, Lehm) und 
milderes Klima (Duderstadt — Goldene Mark — Worbis). 
Die vom Eichsfelde ausgehenden, zumeist in südöstlicher Richtung 
verlaufenden Höhenzüge (Dün, Ohmberge, Hainleite, Kyfshäuser, 
Schmücke, Schrecke, Finne, Ettersberg, Hainich) bestehen aus Muschel- 
kalk, sind mit dichtem Buchenwald bestanden und oftmals mit male- 
rischen Burgen und Ruinen geschmückt. 
Im Kyffhäuser findet fich auch Rotliegendes. Er ist ein Harz im 
kleinen. Deutsche Kriegervereine errichteten hier dem fiegreichen ersten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.