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Provinziallandtages der Provinz Sachsen, mit stattlichem Dom und
Schloß, das jetzt als Regierungsgebäude benutzt wird, und dann Halle,
die bedeutendste Stadt an der Saale. Abgesehen von ihrer Lage an einem
schiffbaren Flusse, kreuzen sich hier wichtige Straßen und Eisenbahnlinien.
Das hat natürlich zu einem schnelleren Emporblühen .der Stadt wesentlich
beigetragen. Die Salzquellen aber gaben den Anlaß zur Gründung der
Stadt. Die Sole ist so stark, daß sie das Gradieren entbehrlich macht.
Das alte Salzwerk wird von den „Halloren" bedient. Sie hielten sich
früher streng abgeschlossen von der übrigen Bevölkerung der Stadt. Sie
zeichnen sich noch heute durch eigentümliche Tracht und althergebrachte
Sitten aus. Sie dürfen auch den Landesherrn zum Neujahrsfest durch Ab-
gesandte begrüßen und beschenken. Beim Regierungswechsel nehmen Ab-
geordnete aus ihren Reihen am Huldigungszuge teil. Man betrachtete
die Halloren früher als Abkömmlinge der alten wendischen Bevölkerung,
hält sie aber jetzt für Nachkommen der Franken. — Auch sonst ist die
Industrie der Stadt bedeutend. Sie ist zurückzuführen auf die um-
fangreichen Braunkohlenlager. Die Kohle dient nicht nur zu Brenn-
zwecken, sondern auch zur Herstellung von Paraffin, Solaröl, Grude,
Farben u. a. Auch Rohzucker wird hier in großen Mengen ausgeführt. Halle
hat dazu eine Universität und einen umfangreichen Buchhandel. Nicht
zuletzt ist die Stadt bekannt geworden durch die großartigen Franckeschen
Stiftungen. August Hermann Francke wirkte in Halle als Prediger
und Professor von 1692—1727. Er gründete nacheinander eine Armen-
schule, eine Bürgerschule, ein Pädagogium, ein Waisenhaus, eine lateinische
Schule, eine Apotheke, eine Buchhandlung und die Cansteinsche Bibelanstalt.
Die umfangreichen Anstalten geben ein beredtes Zeugnis opferfreudiger
Nächstenliebe. Mit sieben Gulden, die Francke in der Armenbüchse seines
Hauses fand, hat er den Grund zu diesen Stiftungen, die uns an die
Anstalten des Pastors von Bodelschwingh bei Bielefeld erinnern, gelegt.
Sie sind nach seinem Tode in seinem Geiste fortgeführt und bilden
heute einen ganzen Stadtteil.
Ergebnis. Das Thüringer Hügelland zeigt in seinen zahlreichen
Bergzügen, Hochflächen und Talmulden eine recht mannigfaltige Boden-
gestaltnng.
Die steinige Muschelkalkhochfläche des oberen (südlichen) Eichsfeldes
ist rauh und einförmig und für den Ackerbau wenig geeignet. (Heiligen-
stadt). Die Bewohner verdienen ihr Brot zum Teil auswärts. Das
untere Eichsfeld hat fruchtbarere Ackerkrume (Sandstein, Lehm) und
milderes Klima (Duderstadt — Goldene Mark — Worbis).
Die vom Eichsfelde ausgehenden, zumeist in südöstlicher Richtung
verlaufenden Höhenzüge (Dün, Ohmberge, Hainleite, Kyfshäuser,
Schmücke, Schrecke, Finne, Ettersberg, Hainich) bestehen aus Muschel-
kalk, sind mit dichtem Buchenwald bestanden und oftmals mit male-
rischen Burgen und Ruinen geschmückt.
Im Kyffhäuser findet fich auch Rotliegendes. Er ist ein Harz im
kleinen. Deutsche Kriegervereine errichteten hier dem fiegreichen ersten