Full text: Heimatkunde (Teil 1)

12 Ausgang des Mittelalters. 
während der Nacht Wache. Am Tage des heiligen Othmar nun 
wollte Herzog Leopold mit seinen Kriegern zwischen einem Berge 
und dem Egerisee hindurch in das Land einfallen, wurde aber durch 
den steilen Abfall und die Höhe des Berges gehindert. Fast alle 
die edlen Ritter, welche von Hoffnung auf Beute mächtig ange¬ 
trieben wurden, hatten sich in der vordersten Schlachtreihe auf¬ 
gestellt; aber wiewohl sie mutig vordrangen, waren sie nicht im¬ 
stande, den Berg zu ersteigen, denn selbst Fußgänger konnten hier 
kaum Halt für ihren Fuß gewinnen und stehen. Es wußten aber 
die Schweizer, benachrichtigt von dem genannten Grafen, daß sie 
an jener Stelle angegriffen werden sollten, und da sie nun sahen, 
daß jene wegen des schweren Zugangs zu ihrem Lande ausgehalten 
und gehemmt würden, gewannen sie Mut und stiegen beherzt aus 
ihren Schlupswinkeln herab; sie drangen auf die Feinde ein, die wie 
Fische im Netz eingeschlossen waren, und hieben sie, ohne Wider¬ 
stand zu finden, nieder. Sie trugen nämlich nach ihrer Gewohnheit 
an ihren Füßen Steigeisen, mit denen sie selbst an steil abfallenden 
Felsen leicht Halt auf dem Boden gewinnen und ausschreiten 
konnten, die Feinde aber und die Rosse der Feinde konnten nirgends 
stehen. Es hatten auch die Schweizer in den Händen Mord- 
instrumente, Lanzen, die in ihrer Mundart Hellebarden genannt 
werden, schreckliche Waffen, mit denen sie selbst die am stärksten 
gerüsteten Gegner wie mit einem Schermesser zerschnitten und 
niederhieben. Es war keine Schlacht mehr, sondern aus dem 
erwähnten Grunde nur ein Hinschlachten der Krieger Herzog Leo¬ 
polds, welches von jenen Bergbewohnern wie an einer zur Schlacht¬ 
bank geführten Herde vollzogen wurde. Sie schonten niemand und 
mühten sich nicht um Gefangene, sondern töteten alle ohne Unter¬ 
schied. Wer aber von ihnen nicht erschlagen wurde, der ertrank in 
dem See, welchen durchschwimmend er gehofft hatte, ihren Händen 
zu entgehen. Auch von dem Fußvolk warfen sich etliche, als sie 
hörten, daß ihre wackersten Krieger so grausam von den Schweizern 
erschlagen würden, von schrecklicher Todesfurcht erfaßt und betäubt 
in den See und wollten lieber sich in die Tiefe des Wassers ver¬ 
senken, als in die Hand der furchtbaren Feinde fallen. Es sollen 
aber in jener Schlacht 1500 Männer von dem Schwerte erwürgt 
worden fein, nicht eingerechnet diejenigen, welche der genannte See 
verschlang. Wegen der Ritterschaft aber, die hier zu Grunde ging, 
war lange Zeit in dem benachbarten Lande die Zahl der Ritter 
geringer geworden; denn es waren hier fast nur Ritter ums Leben 
gekommen und andere Edle, die von Jugend auf in den Waffen 
geübt waren. Die aber, welche auf anderen Wegen ausgefandt 
worden waren, das Land zu erobern, entgingen den blutigen 
Händen der Feinde; denn als sie hörten, daß die anderen von den
	        
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