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Maschine, zerlegte, reinigte sie und setzte sie wieder zusammen,
so oft es sich thun liels.
In dem Streben sich weiter auszubilden, empfand er es hem-
mend, dass er weder lesen noch schreiben und rechnen konnte;
da ging er als 19jähriger Bursche dreimal wöchentlich zu einem
Abendschulhalter und machte rasche Fortschritte. Jede freie Stunde,
ja manche Nachtstunde verwandte er auf seine Fortbildung undä
nicht minder auf unmittelbar lohnende Arbeit; er betrieb nebenher
die Schuhmacherei und beschaäftigte sich auch mit dem Ausbessern
der Uhren. 22 Jahre alt, hatte er sich so viel zusammengespart,
dass er sich häuslich einrichten und heiraten konnte. Da safs er
denn abends an der Seite seiner PFrau und baute NModelle, machte
Schuhe und reparierte Uhren. Schon nach 3 Jahren verlor er sein
treues Weib, aber es verblieb ihm sein Söhnchen Robert. Die Sorge
um das Kind war ihm ein neuer Sporn zu fernerem rastlosem
Schaffen und Sparen; denn der Sohn sollte etwas Rechtes lernen.
Einst gelang es Georg Stephenson, auf einem Kohlenwerke
eine untaugliche Dampfmaschine wieder in Gang zu bringen. Dies
begrüũndete seinen weiteren Ruhm; er wurde nun vielfach als
Maschinenmeister gesucht und erwies sich stets als ein erfindungs-
reicher und praktischer Mann. Sein Häuschen war voll von Mo-
dellen und Apparaten. Den Sohn schickte er frühzeitig in eine gute
Schule nach Newcastle, und der Vater fühlte sich güücklich, wenn
derselbe Sonntags kam, Bũcher und Zeitschriften mitbrachte, aus
denen sich etwas lernen liess. Da wurde eifrig verhandelt, gezeichnet
und modelliert, und immer karer entwickelte sich der Gedanke, wie
der Dampfwagen, die Lokomotive, eingerichtet werden müsse In-
zwischen war Stephenson Maschinenmeister der grossen Kohlenwerke
des Lord Ravensworth geworden, und als solcher baute er 1811 die
erste Lokomotive und spannte sie vor die Kohlenzüge. 1824 grün-
dete er in Newcastle eine Maschinenfabriß, und im folgenden fahre
wurde nach seinen Darstellungen die erste Eisenbahn zur Beförderung
von Personen zwischen Stockton und Darlington angelegt, zu deren
Betrieb aus Stephensons Maschinenfabrik füntf Lokomotiven geliefert
wurden. Die damaligen Dampfrosse waren freilich noch nicht so
vollkommen wie die heutigen; sie gingen kaum rascher wie ein
Pferd. Aber Stephenson verfolgte seine Erfindung weiter und gab
ihr die Vollendung, die sie zur Lokomotive im heutigen Sinne
machte.
Allgemein bekannt und berühmt wurde Stephenson durch die
Erbauung und Einrichtung der ersten, etwa 50 km langen Eisenbahn
zwischen der wichtigen Hafenstadt Liverpool und der bedeutenden
Labrikstadt Manchester, welche am 15. September 1830 als nationales
Hest unter dem Zustrome einer erstaunfen Volksmenge im Beisein
der herühmtesten Männer Englands eröffnet wurde. Zwischen beiden
Stãdten war nach und nach ein ungeheurer Verkehr entstanden,
welehen die gewöhnlichen Transportmittel nicht mehr bewältigen
konnten; so kam man auf den Plan, eine Lisenbahn zu erbauen.