Contents: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

Der Weltkrieg 1914/17. 
Gegen die Russen drangen sie im Kaukasus und in Persien vor und hielten dadurch einen 
Teil der russischen Truppen von der Ostgrenze Osterreichs und Deutschlands fern. Die 
türkische Flotte beherrschte das Schwarze Meer und bedrohte dort die russischen Küsten— 
städte. Durch die Sperre der Dardanellen schädigten die Türken Rußland und England 
zugleich; denn sie verhinderten dadurch die Ausfuhr russischen Getreides nach England 
und die Einfuhr von Waffen und Kriegsmaterial nach Rußland. Das Vorgehen der 
Türken gegen den Suezkanal störte die englische Schiffahrt, bedrohte den Transport 
indischer Truppen durch den Kanal und nötigte die Engländer, mehr als 100 000 Mann 
indische, kanadische und australische Truppen zum Schutze AÄgyptens zu verwenden. 
Eine gleich starke englische Truppenmacht wurde durch das Vordringen der Türken in 
Mesopotamien festgehalten. 
VIII. Der Seekrieg. Trotz der großen Übermacht Englands zur See hat die junge 
deutsche Kriegsflotte den Gegnern viel zu schaffen gemacht. Deutsche Kreuzer be— 
schossen den russischen Kriegshafen Libau und die Küste von Algier. Der Kleine Kreuzer 
„Emden“ war unter dem Befehl des Kapitäns von Müller Monate hindurch der Schrecken 
feindlicher Handelsschiffe im Indischen Ozean. Die Kleinen Kreuzer „Dresden“ und 
„Karlsruhe“ machten den Allantischen Ozean für feindliche Handelsschiffe unsicher, 
und „Königsberg“ hielt an der Ostküste von Afrika ireue Wacht. Im Stillen Ozean 
brachte ein Kreuzergeschwader unter dem Befehl des Vizeadmirals Graf von Spee die 
deutsche Flagge hoch zu Ehren. Am 1. November erfocht es an der Küste von Chile 
einen glänzenden Sieg über ein gleich starkes englisches Geschwader. Am 8. Dezember 
erlag es zwar bei den Falklandsinseln der erdrückenden Übermacht einer aus englischen, 
australischen und japanischen Schiffen zusammengesetzten Flotte; aber die feindlichen 
Schiffe wurden zum Teil stark beschädigt, und die Todesverachtung der deutschen See— 
helden nötigte selbst den Feinden Bewunderung ab. Von nun an beschränkte sich der See⸗ 
krieg auf die heimischen Gewässer und wurde durch Luftkreuzer und kleinere Flugzeuge 
wirksam unterstützt. 
B. Das Jahr 1915. 
1. Der Krieg im Osten. a) Der Winterfeldzug in Ostpreußen. Bald nach 
der Vertreibung aus Ostpreußen machten die Russen mit neuen Streitkraäften Vorstöße 
gegen die Provinz und drangen nach blutigen Grenzkämpfen im November 1911 bis an 
die Angerapp und an die masurischen Seen vor. Hier hatten unsere Truppen eine starke 
Verteidigungslinie geschaffen, an der alle Angriffe der Russen scheiterten. Anfang 
Februar 1915 wurden neue deutsche Truppen zu einer umfassenden Bewegung gegen die 
Russen nach Ostpreußen geführt. Der Aufmarsch vollzog sich in größter Stille. Flüsse und 
Seen waren mit starkem Eise bedeckt, und auf der hart gefrorenen Erde lag tiefer Schnee, 
der den Verkehr sehr erschwerte, zumal durch den starken, eisigen Wind an vielen Stellen 
Schneeverwehungen entstanden waren. Doch die warm gekleideten Krieger über— 
wanden mit Heldenmut alle Schwierigkeiten, und die Heeresverwaltung erleichterte 
die Truppenbewegungen, indem sie Tausende von Schlitten zur Verfügung stellte. 
Am 7. Februar eröffnete der Südflügel den Kampf, drang durch die Johannisburger 
Heide vor, erzwang den Übergang über den Pissek (Ausfluß aus dem Spirdingsee), 
erstürmte Johannisburg und drang gegen Lyck vor. Am 8. Februar ging auch der 
Nordflügel östlich von Pillkallen zum Ängriff über und trieb den Feind über die Grenze. 
Nun mußten auch die an der Angerapp liegenden Russen den Rückzug antreten. Kaiser 
Wilhelm hatte den erbitterten Kämpfen um Lyck beigewohnt und hielt nach dem Siege 
seinen Einzug in die Hauptstadt Masurens. Alßs die vom schweren Kampfe kommenden
	        
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