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Lebensbedingungen im Klima der gemäßigten Zonen befördert wird. So
gelangten nur die Indianer auf den Höhen der südamerikanischen Anden
und des mexikanischen Hochlandes zu machtvollen Staatsbildungen (S. 76,93).
Steppen begünstigen das Entstehen von Erobererstaaten (S. 147) und
Wüsten die Räuberei, z. B. in der Sahara die der kriegerischen Tubu
(©. 112).
c) Die geistige Kultur der Völker in Religion und Gesittung, Wissen-
Kunst und Wissenschaft hängt wie die staatliche zunächst von der Rasse- ^
Veranlagung ab, wird aber auch durch die geographischen Eigenschaften der künstlerische
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Länder, besonders durch das Klima teils gefördert, teils gehemmt. Das
Leben an Meeresküsten und bei tüchtiger Ausbildung der Volksmitglieder
zu Seefahrern weitet den Gesichtskreis und die Unternehmungslust der
Völker. Gebirgsländer erschweren Handel und Wandel, stählen aber
anderseits körperliche und geistige Kraft. Die üppige Pflanzen- und
Tierwelt Indiens hat der Einbildungskraft der Inder reichen Stoff zu
phantastischer Ausgestaltung einer Götterwelt und einer seltsamen Bau--
kunst geboten. Die entwicklungsfähigsten Keime zu ständiger Vervoll-
kommnung des geistigen Besitzstandes bieten aber die Kulturen, die von
einem begabten Volke auf nicht zu reichem Boden unter nicht zu glück-
lichem Klima gehegt werden, weil nur der Zwang zur Arbeit den Menschen
über die Kulturarmut erhoben hat. Mit der Erkenntnis von der sittlich
und geistig fördernden Kraft der Arbeit und des Fleißes, die in zu glück-
lichen Ländern nicht angespannt zu werden braucht, beginnt erst unter
den Völkern wie bei den Einzelmenschen das Bewußtsein von Kultur¬
reichtum und die Freude an der Bildung. Den günstigsten Boden und
das gedeihlichste Klima hat der Erdteil Europa der Menschheit dargeboten.