Full text: Landeskunde des Deutschen Reiches (Teil 2)

Allgemeine Übersicht. 79 
Aas Deutsche Weich. 
Zusammenfassende Überschau. 
„Deutschland, Deutschland, über alles!" 
Deutschland, das wir nüt Stolz unser Vaterland nennen, ist eines der größten 
und ^nächtigsten Reiche in Europa. „Vom Fels bis zum Meer", von den Alpen 
bis zu den Gestaden der Nord- und Ostsee sich hindehnend, wird es in seinen: Ge- 
bietsnmfang nur von Rußland und Österreich-Ungarn und in seiner Bevölkerungs- 
zahl nur von Rußland übertroffen. Dazu hat eine gütige Natur ihm alle Gaben 
beschert, wodurch ein Volk stark und groß zu werden vermag. Zwar die Fülle und 
der Reichtum südlicher Gefilde ist ihm versagt; der Boden spendet seine Früchte 
erst nach harter Arbeit und auch aus der Tiefe der Erde müssen die nutzbaren Mine- 
ralien mühsam hervorgeholt werden. Nichts bietet die Natur als ein Geschenk dar, 
alles wird erst durch ernste Anstrengung der körperlichen wie der geistigen Kräfte 
erworben. Aber gerade diese Eigenart der Naturverhältnisse des Deutschen Reiches 
ist ihm zum Heile geworden und seinen Bewohnern sind hieraus die Segnungen 
der Arbeit erwachsen: körperliche Tüchtigkeit, Wohlstand und 
Geistesbildung. 
Schon die geographische Lage Deutschlands int Herzen Europas 
ist von hoher Wichtigkeit. In seiner Umgebung breiten sich die mächtigsten Staaten 
des Erdteils aus und wohnen die tätigsten und reichsten Völker. Mit ihnen unter- 
hält es einen äußerst regen Verkehr und deren Verbindungswege untereinander 
führen vielfach durch deutsches Land. Nichts aber ist für die Entwicklung und 
Förderung des deutschen Handels belangreicher als dessen Lage am Meer. 
Ist doch das Meer die Quelle der Völkergröße und unentbehrlich für die Erhaltung 
und Mehrung des deutschen Handels, wie ja daraus erhellt, daß auf der Berührung 
Deutschlands mit der Salzflut in hervorragendem Maße dessen wirtschaftlicher 
Aufschwung in den letzten Jahrzehnten beruht. Das ewige Meer, die älteste und beste 
aller Verkehrsstraßen, verknüpft unser Vaterland einerseits mit den Gegengestaden 
der Ostsee, während die Nordsee auf den Atlantischen Ozean und die transatlan- 
tischen Länder hinweist. Nicht weniger als 2/3 seines gesamten Außenhandels gehen 
bereits über See. Deutschland ist eben kontinental und ozeanisch zu- 
gleich, letzteres besonders im Norden und Westen. Von den Einflüssen des Meeres 
wird besonders auch das Klima im nordwestlichen Teile des Reiches beherrscht 
und die deutschen Ströme, deren Zahl und Größe nur von den russischen über- 
troffen wird, namentlich Rhein, Elbe und mehr und mehr auch die Oder, tragen 
ozeanisches Wesen tief ins Innere des Landes hinein. Schon zur Zeit der Hanse 
nahmen denn auch die Deutschen eine gebietende Stellung auf den nordischen Ge- 
wässern ein; deutsche Kaufleute legten Quartiere in London, Bergen, Wisby (Got- 
land) und Nowgorod (am Jlmensee in Rußland) an und die Flotten Lübecks und 
Hamburgs machten die Königsthrone von Schweden und Norwegen erzittern. 
Hauptsächlich der Dreißigjährige Krieg, der Deutschlands Wohlstand auf Jahrhun- 
derte vernichtete und dessen Flußmündungen den Feinden auslieferte, gab der 
Hanse und vor allem dem Ostseehandel den Todesstoß und England riß das Erbe 
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