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entrissen; er war morgens 6 Uhr bei Bazeilles durch einen Granatsplitter so
schwer verwundet worden, daß er den Oberbefehl abgeben mußte.
dd) Bald entbrannte auf den Höhen rings um Sedan der furchtbarste
Kampf; noch einmal kämpfen die Franzosen mit großer Tapferkeit; noch
einmal versucht der zum Oberbefehlshaber an Mac Mahons Stelle ernannte
General Wimpfsen, der vor wenigen Tagen erst aus Afrika zurückgekommen
ist, den Durchbruch im Süden, wird jedoch von den tapfern Bayern zurück¬
gewiesen. Auch an andern Stellen werden die Durchbruchsversuche der Fran¬
zosen blutig zurückgeschlagen, und schon um die Mittagszeit sind die Deutschen
im Besitz der Höhen, die Sedan rings umgeben. Obgleich mit dem Mute der
Verzweiflung um Leben und Ehre kämpfend, werden die Franzosen von
der Übermacht der Deutschen, namentlich durch deren vortreffliche Artillerie,
mehr und mehr um Sedan zusammengedrängt; immer enger schnürt sich der
eiserne Waffengürtel um die kleine Festung. Da will, nördlich von Sedan,
die französische Reiterei der bedrängten Infanterie noch einmal Lust
machen. Etwa 8 Reiterregimenter werfen sich mit voller Wucht den Preußen
entgegen. Es sind die Thüringer vom 11. preußischen Armeekorps, denen der
Angriff gilt. Voll Staunen richtet König Wilhelm von der Höhe aus, auf
der er Aufstellung genommen hat, sein Fernrohr auf den furchtbaren Reiter¬
sturm. Nur zu bald hat das verheerende Artillerie- und Jnfanteriefeuer der
Deutschen die prächtigen Scharen zerrissen. In wildem Jagen brechen ein¬
zelne Schwadronen in die Infanterie hinein, um dort vollends auseinander
gesprengt zu werden. Dann kehrt die Reiterei unr und aus demselben Wege
zurück; das Feld ist mit Leichen und Pferden dicht besät; nur wenige der
kühnen Reiter kehren zurück. Sie erlagen ehrenvoll in ungleichem Kampfe; das
Schicksal der französischen Armee konnten sie nicht mehr abwenden.
oe) Als die deutsche Kriegsmacht die Franzosen immer dichter umfaßte,
blieben die Wälle des kleinen Sedan endlich die letzte Zuflucht der überall
zurückgeworfenen Truppen. Bald löste sich ihr Rückzug in wilder Flucht aus,
und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie drängte sich in der Stadt
und deren nächsten Umgebungen zusammen. Jeder will zuerst in die schützende
Stadt hinein; man zerpreßt sich fast in den Toren derselben. Am Abend ist die
ganze Armee zusammengedrängt; in den Straßen und Häusern herrscht eine
beispiellose Unordnung und Verwirrung; alles wälzt sich angstvoll umher.
Schon fahren die feindlichen Kugeln die Gassen entlang; schon stößt man hier
und da auf Leichen von Menschen und Tieren. Da erhalten die Bayern und
Württemberger südlich von Sedan den Befehl, die Stadt zu beschießen. Und
nun fallen in die furchtbar zusammengepreßten, verzweifelnden oder stumpf in
ihr Schicksal starrenden Massen die ersten Granaten des die Stadt immer enger
umzingelnden Feindes. Bald steigt eine dicke Rauchsäule empor; die Flammen
Kornrumpf, Handbuch rc. III. 26