fullscreen: Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

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entrissen; er war morgens 6 Uhr bei Bazeilles durch einen Granatsplitter so 
schwer verwundet worden, daß er den Oberbefehl abgeben mußte. 
dd) Bald entbrannte auf den Höhen rings um Sedan der furchtbarste 
Kampf; noch einmal kämpfen die Franzosen mit großer Tapferkeit; noch 
einmal versucht der zum Oberbefehlshaber an Mac Mahons Stelle ernannte 
General Wimpfsen, der vor wenigen Tagen erst aus Afrika zurückgekommen 
ist, den Durchbruch im Süden, wird jedoch von den tapfern Bayern zurück¬ 
gewiesen. Auch an andern Stellen werden die Durchbruchsversuche der Fran¬ 
zosen blutig zurückgeschlagen, und schon um die Mittagszeit sind die Deutschen 
im Besitz der Höhen, die Sedan rings umgeben. Obgleich mit dem Mute der 
Verzweiflung um Leben und Ehre kämpfend, werden die Franzosen von 
der Übermacht der Deutschen, namentlich durch deren vortreffliche Artillerie, 
mehr und mehr um Sedan zusammengedrängt; immer enger schnürt sich der 
eiserne Waffengürtel um die kleine Festung. Da will, nördlich von Sedan, 
die französische Reiterei der bedrängten Infanterie noch einmal Lust 
machen. Etwa 8 Reiterregimenter werfen sich mit voller Wucht den Preußen 
entgegen. Es sind die Thüringer vom 11. preußischen Armeekorps, denen der 
Angriff gilt. Voll Staunen richtet König Wilhelm von der Höhe aus, auf 
der er Aufstellung genommen hat, sein Fernrohr auf den furchtbaren Reiter¬ 
sturm. Nur zu bald hat das verheerende Artillerie- und Jnfanteriefeuer der 
Deutschen die prächtigen Scharen zerrissen. In wildem Jagen brechen ein¬ 
zelne Schwadronen in die Infanterie hinein, um dort vollends auseinander 
gesprengt zu werden. Dann kehrt die Reiterei unr und aus demselben Wege 
zurück; das Feld ist mit Leichen und Pferden dicht besät; nur wenige der 
kühnen Reiter kehren zurück. Sie erlagen ehrenvoll in ungleichem Kampfe; das 
Schicksal der französischen Armee konnten sie nicht mehr abwenden. 
oe) Als die deutsche Kriegsmacht die Franzosen immer dichter umfaßte, 
blieben die Wälle des kleinen Sedan endlich die letzte Zuflucht der überall 
zurückgeworfenen Truppen. Bald löste sich ihr Rückzug in wilder Flucht aus, 
und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie drängte sich in der Stadt 
und deren nächsten Umgebungen zusammen. Jeder will zuerst in die schützende 
Stadt hinein; man zerpreßt sich fast in den Toren derselben. Am Abend ist die 
ganze Armee zusammengedrängt; in den Straßen und Häusern herrscht eine 
beispiellose Unordnung und Verwirrung; alles wälzt sich angstvoll umher. 
Schon fahren die feindlichen Kugeln die Gassen entlang; schon stößt man hier 
und da auf Leichen von Menschen und Tieren. Da erhalten die Bayern und 
Württemberger südlich von Sedan den Befehl, die Stadt zu beschießen. Und 
nun fallen in die furchtbar zusammengepreßten, verzweifelnden oder stumpf in 
ihr Schicksal starrenden Massen die ersten Granaten des die Stadt immer enger 
umzingelnden Feindes. Bald steigt eine dicke Rauchsäule empor; die Flammen 
Kornrumpf, Handbuch rc. III. 26
	        
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