I. Geländebild. II. Natur und Menschenwerk. 21
riefen den höchsten Berg der Erde (Gaurisankar 8800 m) trägt. Infolge des Schnee-
reichtums und der ungeheuren Niederschläge entspringen hier mächtige Ströme, die sich
in engen Felsschluchten einen Weg zum Meere bahnen. Der wegen seiner Über-
schwemmungen gefürchtete hoang-ho (hwanghö) und der Iangtsekisng Oänftfefjang)
fließen ins Gelbe Meer? Hinterindien wird gleichfalls von mehreren großen Flüssen durch-
zogen, und an den Ecken des vorderindischen Dreiecks fließt der Ganges mit dem Brah-
maputra zum Bengalischen, der Indus zum Krabischen Meerbusen.
II. Bei den Petroleumquellen von Baku. Die landschaftlich öde und reizlose halb-
insel, die als Verlängerung des Kaukasus ins Raspische Meer vorspringt, ist durch ihren
Reichtum an petroleumquellen von hohem Wert, vielfach strömen hier die Gase aus
Spalten und Rissen des Lodens hervor, so daß man sie nach Belieben anzünden und
wieder verschütten kann. So sieht man häufig die Feuersäulen aus der Erde heraus-
flammen („Ewige Feuer", „Feueranbeter"). Dazu find über die Gegend viele hunderte
von Bohrtürmen verstreut, in welchen durch Maschinen Bohrlöcher von etwa 120 m
Tiefe gegraben werden. (B.-5l. 18.) Aus diesen sprudelt das Erdöl in Strahlen empor,
oder es wird durch Schöpfvorrichtungen hochgepumpt. Schwarze Eisenrohrleitungen führen
die fettflüssige, grünliche Masse in die zahlreichen Fabriken, wo aus dem Rohstoff das
klare Petroleum gewonnen wird. Ganze Dampferflotten bringen es dann weiter
über das Raspische Meer und auf der Wolga ins Innere Rußlands. Doch wird es
auch zum Schwarzen Meer in zweitägigem Lauf in einer 900 km langen Rohrleitung
geführt.
In der Tundra. Im N Sibiriens dehnt sich in einer Breite von 4—800 km eine
einförmige Ebene aus, die infolge der furchtbaren Rälte — Eisen zerspringt oft wie
Glas — neun Monate unter Nebel, Schnee und Eis vergraben liegt und von schaurigen
Wirbelstürmen durchpeitscht wird. Nur selten wird die Totenstille durch tierische taute
(Eisbär, Polarfuchs, Renntier) unterbrochen. In den kurzen Sommerwochen taut die
Oberfläche auf, das Schneewasser sammelt sich in weiten Morästen und Seen, und die
höher gelegenen Stellen überzieht ein blaugrüner Teppich von Flechten, Moosen, bunt-
blühenden Blumen und Beerensträuchern. Die Renntiere scharren jetzt nicht mehr die
Nahrung mühselig unter dem Schnee hervor, und Wasservögel aller Art (Schneehühner,
Eiderenten) stellen sich in großen Scharen ein. Kuch unstet wandernde Jäger- und Hirten-
Völker erscheinen jetzt aus den südl. Wäldern, wie z. B. die Samojeden mit ihren zahmen
Renntierherden, die ihnen Rleidung, Wohnung und Nahrung liefern. (B.-K. 19.)
Ein Teegarten Sudcfyinas. Der Teestrauch verträgt keine Winterkälte, verlangt
aber starke Hitze und häufigen Regen- er gedeiht daher ausschließlich in tropischen Län-
dern und wird dort zumeist an den unteren Gehängen der Berglehnen angebaut. In
langen Reihen stehen die meterhohen, starkbuschigen pflanzen nebeneinander. (B.-5l. 21.)
Mehrfach im Jahre werden die Blätter gepflückt. Bei der ersten Ernte sammelt man die
zarten, eben in der Entfaltung begriffenen Blättchen: sie geben den „Raisertee" mit dem
feinsten Duft. Die späteren Ernten liefern immer geringere Sorten. Die gesammelten
Blätter werden sehr sorgfältig zubereitet, damit sie ihre Feuchtigkeit verlieren, aber ihren
Wohlgeruch behalten: Zumeist werden sie in ganz flachen Bambuskörben an der Sonne
getrocknet oder an einem langen Herde in eisernen Pfannen unter fortwährendem Um-
rühren geröstet. (B.-5l. 22 u. 23.) Die feinsten Sorten werden von Karawanen auf dem
Landwege nach Rußland gebracht; doch wird am meisten Tee in England und Amerika
getrunken.