Westelbisches Tiefland: I. Geländebild.
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Schleswig-Holstein (einziger Regierungsbezirk Schleswig). Kiel (200000), der
wichtigste Ostseekriegshafen, Universität, Marineakademie, Kaiserliche und Germania-
werft, bedeutender Fischhandel (Sprotten). Flensburg (55 000), Schleswig, Altona
(170000).
Das weftelbifcbe Ctefland.
I. vier Hauptlandschaftsarten im Nordseehinterland. Da drei Flüsse an der kurzen
Nordseeküste münden, wird das gesamte westelbische Tiefland aufs engste mit dem
Meere verknüpft, von besonderer Bedeutung ist die Elbe mit ihrem langen Tieflands-
lauf und ihren östl. Kanalverbindungen. Sie ist neben dem Rhein die zweite große
Lebensader Deutschlands. Die Oberfläche links der Elbe ist wesentlich einförmiger als
im 0. Charakteristischer als die Höhenunterschiede sind daher die Landschaftsarten.
Zwischen Elbe und Weser ist dem Mittelgebirge ein Gürtel von Löß vorgelagert, einer
feinkörnigen, lehmartigen, aber durchlässigen Erdart. Weiter nördlich breitet sich die
sandige Geest aus, links der Weser liegt ein großes Moorgebiet. Trockene Geest und
feuchtes Moor sind jedoch verbundene Erscheinungen, so daß das Überwiegen der einen
oder anderen Art über den Eharakter der Landschaft entscheidet. Moore bilden sich aus
pflanzen auf abflußlosem, undurchlässigen Boden. Im Gebiet der Flußmündungen und
an der Küste breitet sich ein Saum angeschwemmter Marschen aus. Marschland unter
Wasser ist auch das Wattenmeer, das zum Teil durch Inseln gegen den Ozean be-
grenzt wird.
Entstehung des Marschlandes durch Ebbe und $lut. Die Marschen bilden sich
durch den Wechsel von Ebbe und Flut, weswegen sie auch an der Gstseeküste fehlen.
Die Fluß- und Seemarschen unterscheiden sich in ihrer Entstehung. Ihren Stoff bilden
gemeinsam die feinsten, aus den deutschen Mittelgebirgen herbeigetragenen Sinkstoffe
aus dunklem Tonschlamm und die Reste kleinster Lebewesen. Eine Flußmarsch bildet sich,
indem die bei Flut aufgestauten Wassermassen ihre Schwemmstoffe absetzen. Durch
immer erneute Anhäufung und Ansiedlung von pflanzen wachsen diese bis zum Flut-
spiegel, ja, bei besonders starken Fluten über die gewöhnliche Fluthöhe hinaus. Die in
das Meer hinausgetragenen Schlammteilchen werden von den durch das Ansteigen der
Küste und den Widerstand der Inseln abgeschwächten Flutwellen abgelagert, und das
zurückebbende Meer vermag sie nur zum Teil zurückzutragen. So entsteht die Seemarsch.
Noch ehe das Marschland über den Meeresspiegel emporgewachsen ist, wird es oft schon
durch Dämme und Kanäle trocken gelegt. Die Marschen liegen zuweilen I m unter
dem Meeresspiegel. Auch die höheren Marschen werden gegen das Meer geschützt.
Rechts der Weser. Nachdem die Elbe den südl. Landrücken zunächst begleitet hat,
durchbricht sie ihn nach NNO, folgt aber nach Einmündung der Havel der Nordwest!.
Richtung und ergießt sich mit einer langen Trichtermündung in die Nordsee. Westlich
des Elbedurchbruchs ragen als Vorposten des Hügellandes am Nordrand des Harzes,
dem die Bode entströmt, einige Höhenzüge im Lößtiefland hervor. Dieses steht mit der
Tieflandsmulde rechts der Oder durch die Elblücke in Verbindung. Die Aller gehört dem
Lößland mit ihrem ganzen nordwestl. gerichteten Laufe an, während die Oker dem
harz, die Leine dem Eichsfeld entquillt. Nach NW, wie der Unterlauf der Elbe und
die Aller, ist auch die westl. Fortsetzung des südl. Landrückens gerichtet mit der Lüne-
Steinhauff-Schmidt, Erdkunde. Ausg. R. I. 5