Erster Teil.
Anfangsgründe.
I. Erste Grundbegriffe.
Der Mensch lebt auf der Erde. Uns von dieser Erde Kenntnis zu §
oerschaffen, ist die Aufgabe der Erdkunde oder Geographie (griechisch =
Erdbeschreibung).
Zuerst müssen wir lernen, uns zurechtzufinden. Sich zurechtfinden heißt §
mit dem geographischen Ausdrucke sich orientieren. Von alters her haben
sich die Menschen nach der Sonne orientiert. Die Gegend, roo die Sonne
aufgeht, nennt man Morgen oder Osten; die, too sie untergeht, Abend
oder Westen; die, wo sie um die Mitte des Tages steht, Mittag oder
Süden. Dem Süden gegenüber liegt Norden (Mitternacht). Norden,
Osten, Süden, Westen sind die vier Haupthimmelsgegenden.
Nach ihnen benennt man die Zwischen- oder Nebenhimmels-
gegenden Nordosten, Südosten, Südwesten, Nordwesten.
Für alle diese Himmelsgegenden gebraucht man Abkürzungen (X, 0, 8, W;
NO, SO, SW, NW).
Die Himmelsgegenden werden auch mit dem Kompaß gefunden. Dieser
ist so eingerichtet, daß auf einem Stifte über einer Windrose (Fig. 1) frei-
beweglich eine Magnetnadel schwebt, deren
Spitze nach Norden zeigt. Man orientiert
sich nun mit der Nase nach Norden: dann
ist rechts Osten, links Westen, hinter uns ^
Süden.
Nicht einmal in unserer engeren Heimat
können wir jeden Fleck aufsuchen, wieviel weniger ^
auf der ganzen Erde! Trotzdem vermögen wir ^
Kenntnis und Vorstellung von den übrigen
Teilen der Erde zu gewinnen, z. B. durch Schilde-
rungen, Bilder oder künstliche Nachbildungen L Windrose,
von otücfen der Erdoberfläche aus Sand, Ton u. dgl., sogenannte Reliefs
[reliefs]. Das wichtigste Mittel aber ist die Herstellung von Plänen und
Karten.
Gezeichnet wird dabei die Fläche, auf der wir stehen, bei der Erde also
ihre Oberfläche. Die Zeichnung ist immer so hergestellt zu denken, als
ob der Zeichner in einem Ballon senkrecht über den Gegenständen schwebte.
E. v. Seydlitz-Tronnier, Geographie. Ausg. A. 26. Bearbtg. 2. Neudruck. l