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Die Leipziger Tieflandsbucht, welche den nordwestlichen Teil
Sachsens einnimmt, ist keine vollständige Ebene. Aus der dünnen Decke
eiszeitlichen Schuttes und zusammengewehten Lößbodens ragen zahlreiche Inseln
älteren Gesteins hervor, die trotz ihrer geringen Höhe im weiten Flachlande
als Aussichtspunkte eine bedeutende Anziehungskraft ausüben (Collmberg
bei Oschatz, „Hohburger Schweiz").
Das Elbsandsteingebirge oder die Sächsische Schweiz bildet eine zu-
sammenhängende Sandsteinplatte, die durch das canonartige Haupttal der
Elbe und mehrere Nebentäler in ein Gewirr von Türmen, Mauern, Pfeilern
und sonstigen phantastischen Felsformen aufgelöst erscheint.
Zu den besonders sehenswerten Punkten der Sächsischen Schweiz ge-
hört die Bastei, ein hart an die Elbe herantretender Felsvorsprung, 200 m
über dem Elbspiegel, benannt nach ihrer Ähnlichkeit mit einer Schanze, sowie
der Tafelberg des Königsteins mit gleichnamiger, natürlicher Bergfeste, die
ehemals die Elbe sperrte und als Zufluchtsort in Kriegsgefahr diente, setzt
aber infolge der vergrößerten Tragweite der Geschütze ihre „Uneinnehmbarkeit"
verloren hat. Das Gebirge liefert die für Bauzwecke wichtigen Quaderfandsteine.
Die Pirna-Meißner Elbtalweitung ist eine bedeutungsvolle Eintiefungs-
zone innerhalb des sächsischen Bodens, die durch die in ihr liegende Landes-
Hauptstadt, durch die Steinkohlenlager des benachbarten „Plauenschen
Grundes" und die gewaltig entfaltete industrielle Tätigkeit einen Weltruf
erhalten hat.
Die Sandsteinmauer des Zittauer oder Lausitzer Gebirges
erinnert in Gestein und Landschaftsformen an die Sächsische Schweiz, weist
aber durch ihre wunderbaren Kegel und Türme aus Basalt und Phonolith
besonders reizvolle landschaftliche Schönheiten auf. N. tritt an das Zittauer
Gebirge das kleine, aber fruchtbare und braunkohlenreiche Zittauer Becken.
Das Klima des Sächsischen Berglandes gestaltet sich im Gegensatz zu
dem sonst herrschenden klimatischen Gesetz im Süden rauher als im Norden,
entsprechend dem Bodenaufbau des Landes. Das mildeste Klima herrscht im
Elbtal und zwar in der Dresdner Elbtalweitung (9° mittlere
Jahreswärme). Geschützt durch hohe Bergwände gegen die rauhen Ost- und
Nordwinde gedeihen hier Rebenpflanzungen an den sonnigen Hügeln und
herrliches Obst und Erdbeeren in den wohlgepflegten Gärten. Auch das
Flach- und Hügelland im N. hat mildes Klima und ist links der Elbe wegen
seines Lößbodens von großer Fruchtbarkeit, so daß der Boden reiche
Getreideernten liefert In den östlichen Gebieten ist teilweise sandiger Boden
anzutreffen. Ein solch unfruchtbarer Strich ist auch die Dresdner Heide
nö. von Dresden. Einen schroffen Gegensatz zu den Gegenden des Elbtales
bilden die rauhen Höhen des Erzgebirges.
2. Tie Bewohner sind bis auf einen kleinen Rest von Wenden in
der Lausitz Deutsche, obersächsischen Stammes, dessen gemütliche Mundart
die Grundlage unsrer hochdeutschen Sprache lieferte. — Das Sächsische Berg¬
land ist überwiegend ein dicht bevölkertes Industrieland. Der Hauptsitz
der Großindustrie ist das große sächsische Kohlengebiet um die Städte
Zwickau und Chemnitz. Baumwollen- und Wollenverarbeitung und Ma-
schinenbau sind die wichtigsten der zahlreichen Industriezweige, die in ihrer
Mannigfaltigkeit selbst nicht vom rheinischen Industriegebiet übertroffen werden.
In der Lausitz ist die Leinenweberei, im Vogtlande die Herstellung von
Weißwaren sehr verbreitet. In den hochgelegenen Gebieten des Erzge-
birg es findet man außer Spitzenklöppelei, Spinnerei und Weberei,
Strohflechterei, Holzschnitzerei und andre Hausindustrie. Zu den Haupt-
nahrungsquellen gehören auch Bergbau und Hüttenbetrieb. Besonders
reich ist die Ausbeute an Kohlen. Der Sitz der Landwirtschaft ist in¬