86 Länderkunde.
Hochflächen und Senkungsgebiete trennen die Mittelgebirgszone von dem
Hochgebirgsstock der Alpen. Durch die Rhone-Saöne-Senke wird das
Französische, durch die Oberdeutsche Hochebene das Deutsche
Mittelgebirge von den Alpen getrennt. Beide Mittelgebirge werden
nach außen hin von Tiefländern umsäumt, die w. bis zum
Atlantischen Ozeane reichen, ö. mit dem mächtigen Osteuropäischen Tief
lande in Verbindung stehen. — Zu den zahlreichen wasserreichen Flüssen
des nördlichen Westeuropas, welche auf den Mittelgebirgen entspringen,
gehören die deutschen Ströme Weichsel und Oder, welche der
Ostsee zueilen, und die Nordseeströme Elbe und Weser, ferner die
französischen Flüsse Seine und Loire. — Seenreichtum weisen die
Alpen und die Küstenländer der Ostsee auf.
Die Glieder des Erdteils sind fast durchweg von Gebirgen
durchzogen. Unter den Gebirgen Nordwest-Europas befindet sich
das größte Massengebirge des Erdteils, das Skandinavische,
welches unter allen Hochländern des Erdteils auch den weitaus größten
Bodenraum einnimmt. Auch die Britischen Inseln, Island und die
Bretagne weisen selbständige Gebirgssysteme auf. Unter den Gebirgen
Südeuropas ragen besonders die Hochgebirge der Pyrenäen
und der Sierra Nevada hervor. Die Italische Halbinsel wird von
dem Meridiangebirge des Apennin durchzogen, die Balkanhalbinsel von
gittersörmig gelagerten Gebirgsmassen erfüllt. Für die Entfaltung
größerer Tiefländer und die Entwicklung größerer Flüsse bleibt in den
Gliedern des Erdteils kein Raum.
3. Klima» Europa ist der einzige Erdteil, der ganz außerhalb der
heißen Zone liegt. Es breitet sich fast ausschließlich in der nördlich
gemäßigten Zone aus, und zwar vorwiegend in den kühleren Teilen
derselben. Nur die nördlichsten Striche gehören der kalten Zone an.
Das Nordkap ragt etwa 500 km in das Polargebiet hinein, während die
südlichsten Punkte des Erdteils noch 1400 km von den Tropen entfernt
find. Der Lage zum Äquator entsprechend, zeigt sich im allgemeinen
eine Zunahme der Jahreswärme von N. nach S. Die Wärmegegensätze
zwischen dem N. und S. werden aber namentlich im mittleren Europa
dadurch gemildert, daß der S. eine bedeutendere Höhenlage hat als der
N. Aber auch in der Richtung von O. nach W. nimmt die Wärme zu,
da die westlichen Küstenländer von dem Golfstrom erwärmt werden.
Die warmen und feuchten Südwest- und Westwinde finden zwischen den
Pyrenäen und den britischen Bergländern, sowie zwischen dem mittel-
europäischen und skandinavischen Hochlande eine breite, offene Bahn vor
und dringen tief in das Festland ein. Äus allen diesen Gründen empfängt
Europa eine größere Wärmezufuhr als alle anderen Ge-
biete der Erde in gleicher Breitenlage. Man vergleiche mit ihm
die Eiswüsten der Länder im n. Asien und Amerika, die mit den Nord-
westgebieten unseres Erdteils unter gleicher Breite liegen. — Im all¬
gemeinen stuft sich die mittlere Wärme Europas nach NO.
ab. Eine glückliche Mischung des ozeanischen und kontinen-
talen Klimas ist für den größeren Teil Europas ein
wesentlicher Vorzug vor anderen Erdteilen.
Jnl einzelnen lassen sich auch bei Europa verschiedene klimatische
Provinzen unterscheiden. Den größten Gegensatz zeigen in dieser