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Sachsen.
ner Kongreß ist Sachsen fast um die Hälfte verkleinert und
der Flächeninhalt beträgt 273 □ M. mit einer Bevöl¬
kerung von 1,700,000 Seelen. Auf die Geviertmeile kom¬
men demnach 6,227 Menschen, eine im Verhältniß zur
Fruchtbarkeit des Landes überaus große Summe.
Einwohner: Sie haben ihren Namen von den al¬
ten Sachsen, die zu den Zeiten der Römer weiter nördlich,
besonders in Westphalen, wohnten, und Karl dem Großen
so viel zu schaffen machten. Heinrich der Vogelsteller, aus
dem Hause Sachsen, eroberte die Markgrafschaft Meißen
von den Slaven (927) und gründete so den Kern des heu¬
tigen Königreiches Sachsen. Der Abkunft nach sind die
Bewohner größtenteils Deutsche mit einer Mundart, wel¬
che dem Hochdeutschen am nächsten kommt, doch in den Ge-
birgsländern sehr rauh erklingt. Die früher hier hausenden
Slaven sind in der deutschen Bevölkerung aufgegangen,
nur in der Lausitz sind noch an 38,000 Wenden, die Spra¬
che und Sitte erhalten haben. Außerdem giebt es noch an
1,000 Juden und einige Griechen.
Religion und Gesittung: Die Hauptmasse des
Volkes gehört der lutherischen Kirche an; nur 39,000 sind
Katholiken. Das Regentenhaus selbst ist katholisch. Ueber
die Juden und Griechen ist schon gesprochen. Einen schönen
Namen hat sich der Sachse schon seit Jahrhunderten erwor¬
ben durch seine geistige Bildung, seine Ausdauer und
seine Liebe zu Fürstund Vaterland. Sachsen ist das Vater¬
land der Reformation, und als es eine Zeit lang schien, als ob
die gründliche Wissenschaftlichkeit in allgemeiner Verflachung
sollte zu Grunde gehen, da war es wiederum Sachsen, das
die klassische Bildung und mit ihr die Grundlage zu allem
Edlern festhielt. Nicht bloß sächsische Industrie, auch säch¬
sische Gelehrsamkeit ist weltbekannt. Alle Anstalten für
Geistesausbildung sind in gutem Zustande. Die Univer¬
sität Leipzig hat zu jeder Zeit den Ruhm tiefer Gründlich¬
keit bewährt. Die Gymnasien, unter welchen die Fürsten¬
schulen zu Meißen und Grimma besonders namhaft zu
machen sind, gehören zu den vorzüglichsten Deutschlands.
Derselbe Fall ist es mit den Seminarien zu Dresden
und Freiberg, durch welche die Landschulen mit tüchti¬
gen Lehrern versehen werden. Auf welcher hohen Stufe
Sachsen in Rücksicht aus Gesittung stehr, das läßt sich