fullscreen: Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten

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so wurde die Tortur angewandt. Selten kam einer frei, und die 
Schuldigbesundeuen traf ein schreckliches Los. Entweder wurden sie 
lebenslänglich in ein so enges Gesängnis gesperrt, daß sie sich kaum 
darin rühren konnten und so gut wie lebendig darin begraben waren, 
oder sie wurden lebendig verbrannt. Wer zum Feuerlode verurteilt 
war und sich reumütig zur katholischen Kirche bekehrte, erfuhr die 
Gnade, daß er vor dem Verbrennen erdrosselt wurde. Als die Refor¬ 
mation sich in den Niederlanden ausbreitete, wurde auch dort unter 
Karl V. die Inquisition eingeführt. Die Zahl der unglücklichen Opfer 
wird auf 100000 geschätzt. 
2. Der Jesuitenorden. Die Hauptstütze erhielt der Papst in einem 
Orden, der sich die Zurücksührung der Protestanten zur katholischen 
Kirche als Ziel setzte. Der Stifter desselben ist ein spanischer Edel¬ 
mann, Ignaz von Loyola. In einem Kriege schwer verwundet, las 
er auf seinem Krankenlager viele Legenden von Heiligen. Dadurch 
wurde er fo schwärmerisch erregt, daß er den Entschluß faßte, den 
Heiligen in ihrem frommen Wirken für die Kirche Christi nachzueifern. 
Als er genesen war, schenkte er sein ganzes Vermögen den Armen, 
entsagte allen weltlichen Vergnügungen und begann im Alter von 
33 Jahren Theologie zu studieren. Bald fand er gleichgesinnte Männer, 
mit denen er eine religiöse Verbindung schloß. Die Mitglieder mußten 
das Mönchsgelübde ablegen und sollten außerdem die Ausgabe haben, 
die Ungläubigen zu bekehren und die Ketzer zur katholischen Kirche 
zurückzuführen. 1540 wurde der Orden vom Papste bestätigt. Dem 
Ordensgeneral, welcher seinen Sitz in Rom hat, find alle Glieder zu 
unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Nur körperlich gesunde und geistig 
begabte Jünglinge finden Aufnahme. 
Durch Schenkungen und Vermächtnisse wurde der Orden sehr 
reich, und er entfaltete eine großartige Wirksamkeit. Seine Missions- 
anstalten blühten in Ostindien, China, Japan, Afrika und Amerika. 
In Europa suchten die Mitglieder an den Fürstenhöfen besonders als 
„Beichtväter" Einfluß zu gewinnen. Der Grundsatz: „Der Zweck heiligt 
die Mittel" ist zwar in ihren Schriften nicht zu finden, aber sie han¬ 
delten darnach. In Deutschland gelang es ihnen, verschiedene Gebiete 
wieder zum Katholizismus zurückzuführen, so z. B. die Stifter Köln, 
Münster, Aachen, Würzburg, Salzburg u. a. m. Wegen seines verderb¬ 
lichen Einmischens in alle Staatsangelegenheiten wurde der Orden 
1773 vom Papste aufgehoben, ist aber 1814 wieder hergestellt worden. 
Ordensniederlassungen sind feit 1872 in Deutschland nicht gestattet. 
3. Die Pariser Bluthochzeit oder die Bartholomäusnacht. (24. Aug. 
1572.) In Frankreich hatte die reformierte Lehre sehr viele Anhänger 
gefunden; selbst Glieder der königlichen Familie der Bourbonen ge¬ 
hörten dazu. Infolgedessen waren zwei Parteien entstanden, eine re- 
sormierte und eine katholische. An der Spitze der ersteren standen der 
Prinz Heinrich von Navarra, der Prinz (Sonde und der Admiral 
Coligny. Das Haupt der katholischen Partei war die ränkevolle Catha-
	        
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