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II. Das Königreich Sachsen.
§ 57. Die Stadt Schandau (Bild 23), am Einfluß der Kirnitzsch in die Elbe,
ist der Mittelpunkt des Fremdenverkehrs und ein echtes Hotel- und Sommer-
srischlerstädtchen, im Winter daher sehr still. Auch als Bad — es besitzt eine
Eisenquelle im Kirnitzschtal — wird es immer mehr besucht. Eine elektrische
Bahn führt im Kirnitzschtal aufwärts bis zum Lichtenhainer Wasserfall. Die
Stadt Königstein wird von der Felsenfestung auf dem gleichnamigen Berge
überragt. Diese einst uneinnehmbare Festung beherrscht natürlich auch heute
noch die Elbe, hat aber an Bedeutung gewaltig verloren, da es viele andere
Wege von Sachsen nach Böhmen gibt. Bei Pirna1 endet das enge Elbtal, und
der breite Elbtalkessel beginnt. Pirna bildet den Mittelpunkt für den Sand-
steinversand. Auf der Höhe am Elbufer liegt über der Stadt das Schloß
Sonnenstein^. Gegenüber von Pirna am rechten Elbufer ist Copitz durch eine
Brücke ^ mit Pirna verbunden, was auf lebhaften Übergangsverkehr hinweist.
§ 58. Trotz seiner geringen Höhe bereitet das Elb-Sandsteingebirge durch seine
Zerklüftung und seine tief eingeschnittenen Täler dem Verkehr große Schwierig-
keiten.
Der Elbstrom bildet natürlich eine wichtige und vielbenutzte Wasser-
straße nach Böhmen. Etwa 65 Fahrzeuge (Flöße, Kähne, Schlepp- und
Personendampfer) fahren durchschnittlich täglich über die sächsisch-böhmische
Grenze. Die Personendampfschiffahrt reicht von Leitmeritz in Böhmen
bis nach Mühlberg in Preußen mit Dresden als Mittelpunkt. Am linken
Elbufer zieht sich die wichtige Eisenbahnlinie von Dresden nach Boden-
bach (Berlin—Wien) hin. Das Elbtal ist aber zu schmal, um auch die Land-
straße aufzunehmen, weshalb auch heute nur stellenweise eine fahrbare Straße
im Elbtal hinführt. Die alten Landstraßen umgingen von Pirna aus das
Elb-Sandsteingebirge in einem Bogen nach 0 oder W.
5. Elbtalkessel.
§ 59. Bei Pirna erweitert sich das Elbtal. Die Höhen treten auf
beiden Seiten weit zurück, so daß ein breiter Kessel entsteht, der bis
Meißen reicht. Hier sind die Sandsteinmassen in die Tiefe gesunken, und
die Nachbargebirge bilden gleichsam die Ränder. Von der Elbe aus er-
wecken diese Ränder den Eindruck ganz stattlicher Berge. Bei Meißen
mußte die Elbe wieder das Gebirge durchsägen, so daß hier auf eine kurze
Strecke noch einmal sich ein enges Tal findet.
§ 60. Die Elbe fließt von Pillnitz an zunächst am Ostrand des Kessels hin,
tritt dann aber, nach Aufnahme der Prießnitz von rechts und der Weißeritz
von links, unterhalb Dresdens auf die Westseite über. Bei Meißen nimmt
sie links die Triebisch auf. Auch fließen ihr noch zahlreiche kleine Bäche
mit reizvollen Seitentälern zu.
§ 61. Dieser Elbtalkessel ist die Perle Sachsens. Vor kalten Winden ist er
durch feine Lage geschützt und wird so zur wärmsten Gegend unseres Heimatlandes.
1 D. i. Donnersberg.
2 Heute Jrreuheilanstalt,
3 In Sachsen führen 12 Brücken über die Elbe: bei Schandau, Pirna, Blasewitz,
5 in Dresden, bei Niederwartha, 2 in Meißen, bei Riesa.