B. Einzelgebiete. Rußland.
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Drei Viertel der Bevölkerung (s. die Völkerkarte im Atlas?) sind Slawen,
unter denen die Russen am zahlreichsten sind. Im W wohnen Polen,
im NW Litauer und Letten. Daneben leben Deutsche in Ackerbau-
siedlungen an der Wolga und nördlich vom Schwarzen Meere sowie in den
Städten der Ostseeprovinzen. Auch Rumänen und Schweden sowie Finnen
und andere mongolische Völker wohnen in Rußland.
Die herrschende Kirche ist die griechisch-orthodoxe, deren Oberhaupt
der Zar ist. Doch gibt es auch viele römische Katholiken, meist in Polen,
daneben Protestanten, Juden und Mohammedaner.
Staatliche Verhältnisse. Bis vor kurzem war der Kaiser oder Zar § 152.
der Alleinherrscher dieses Riesenreiches. Doch ist jetzt auch Rußland eine
beschränkte Monarchie.
Eine eigene Verfassung hat das Großfürstentum Finnland, dem aber
Rußland allmählich alle die alten Sonderrechts wegnimmt.
Siedlungen. Die nach Sprache und Religion bunt gemischte, noch halb § 153.
asiatische Bevölkerung wohnt meist auf dem Lande, und Rußland hat nur
wenige Großstädte.
St. Petersburg (fast 2 Mill. E.) liegt au der Newa am Ostende des
Finnischen Busens. Es ist der erste russische Ostseehafen, die prächtige neue Haupt-
stadt und Residenz des Kaisers. Die Seefeste Kronstadt beherrscht den Newa-
zugaug zur Hauptstadt.
In den Baltischen Provinzen, wo das ehemals blühende deutsche Volks-
tum im Schwinden ist, liegt die große Handelsstadt Riga (über 300 000 E.),
nahe dem nach ihr benannten Busen. Wilna (fast 200000 E.) ist Handels¬
stadt und eine Hauptkreuzung der westrussischen Bahnen.
In Polen, das von den Russen mit Truppen und Festungen reich bedacht ist,
erhebt sich an der Weichsel die feste Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Polen,
Warschau (850 000 E.), die erste polnische Handelsstadt. Lodz [lüdsth]
(400000 E.) wuchs schnell zur bedeutenden Fabrikstadt heran und wurde Mittel-
Punkt einer großartigen Wollindustrie.
Die alte Hauptstadt Moskau (1^ Mill. E.), au der Moskwa, besitzt zahl- § 154.
reiche kuppelgekrönte Kirchen und zeigt bunte asiatische Pracht. In der Mitte
der Stadt erhebt sich der Stadtteil Kreml mit Palästen und Kirchen. Die
Vororte dieser ersten Industrie- und Handelsstadt Rußlands haben viele
Fabriken. In der Wolgastadt Nishnij Nowgorod kommen im Sommer zu
den großen Messen Hunderttausende von Kaufleuten zusammen, darunter solche
aus dem fernsten Asien. Kasan (über 150000 E.) ist ein Hauptverkehrsplatz
nach Asien, und auch Ssamära blüht durch den Eisenbahnverkehr nach Asien
(Sibirische Bahn) auf. Ssarütow' (200000 E.), an der Wolga, ist ein be-
deutender Handelsplatz für Getreide, Astrachan (150000 E.) im Münduugs-
delta^ist bekannt durch seinen reichen Störfang (Kaviar) im Kaspischen Meer.
Odessa [adeffa] (|- Mill. E.), am Schwarzen Meere, verschifft die Getreide- -
ernten der Schwarzen Erde und der Weizensteppe und wurde der erste russische
Seehafen. Kiew [ftjeff] (fast ^ Mill. E.) am Dnjepr ist eine wichtige Handels¬
stadt gleich Charkow Mrkoff^ und Kischinew MchinM (je über 100 000 E.).
Auf der Krim liegt der Kriegshaseu des Schwarzen Meeres, Ssewastöpol.