5. Otto der Große.
Die Begründung der Königsmacht.
Heinrichs Werk war freilich noch nicht recht festgewachsen, als sein
Sohn Otto den Thron bestieg. Ja, er hat zuerst noch einmal mächtig darum
ringen müssen, daß die Krone auf seinem Äaupte fest blieb und Deutsch¬
land nicht doch wieder zerrissen und schwach wurde durch Aneinigkeit und
Trotz seiner Fürsten und Stämme. Aber mit seinem Feuerkopf und
eiserner Äand hat er es durchgeführt, und es dauerte nicht lange, da
nannten ihn seine eigenen Feinde den Löwen. Weil sein Wille so heiß
war und sein Mut so feurig, hatte er blitzende Augen, und es gehörte schon
ein Stück Kühnheit dazu, diesen Augen standzuhalten. Sein Bart wallte
lang herab, seine breite Brust war haarbewachsen, sein Schritt war langsam,
wenn er nachdenklich war, und rasch, wenn er froh und zornig wurde.
And das wurde er leicht, so lebhaft war sein Blut. Wehe, wenn ihn
einer reizte! Dann sprang er zu und packte ihn, wie der Löwe seinen
Raub. Aber wenn er dann sah, daß der andere sich nicht mehr wehren
konnte, dann war er großmütig und vergab ihm und war von ganzem
ioerzen ein König.
Als er anfing zu regieren, da wußten es ja die Leute noch nicht, was
er für ein Mann war, und so mußte er im harten Kampf um seine Königs-
Würde streiten. Das kam daher, weil er dem alten Freund seines Vaters,
dem treuen Eberhard von Franken, wehe getan hatte. Da war eine Eifer¬
sucht gewesen zwischen Franken und Sachsen, und es war zu Kämpfen
zwischen ihnen gekommen, was ja doch zwischen Landsleuten nicht sein soll,
und der König hatte als königlicher Richter ein Arteil gesprochen und den
Äerzog Eberhard zu 100 Pfund Silber verurteilt. Die fränkischen Lehens--
leute des Äerzogs aber hatten die schimpflichste Strafe bekommen, daß sie
im Angesicht des Volkes die Äunde ihrer Gegner auf dem Arm hatten
vorübertragen müssen. Da kam eine Wut über den alten Äerzog Eberhard,
Äabisch: Das alte Reich. 5