52 E. Wirtschaftliche und politische Verhältnisse der Staaten Mitteleuropas.
21. u. 22. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin u. Mecklenburg-Strelitz
liegen zwischen Elbe und Ostsee, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Pom-
mern. Ihre Hauptstädte sind Schwerin, schön gelegen am Schweriner See,
und Neustrelitz. Rostock, eine alte Hansestadt, errang durch Seeschiffahrt,
Handel, Industrie und als Sitz einer Universität die erste Stelle unter den
mecklenburgischen Städten. Sein Vorhafen ist das Seebad Warnemünde.
23—25. Die Freien und Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg.
Lübeck, an der schiffbaren Trade (90000(5;.), eine altertümliche Stadt, war
im Mittelalter die Beherrscherin der Ostsee, ist jedoch, von der Nordsee ab-
gelegen, von Hamburg und Bremen überholt. — Bremen (215 000 E.)
wetteifert mit Hamburgs Schiffahrt, namentlich in der Beförderung von Aus-
Wanderern. Sein Handel, der besonders Schaf- und Baumwolle, Reis und
Tabak einführt, und seine rege Industrie machen Bremen zum zweiten deutschen
Handelsplatze. Sein Seehafen ist Bremerhaven. — Hamburg ist die wich-
tigste Seehandelsstadt des Europäischen Festlandes und die zweitgrößte Stadt
des Deutschen Reiches, die lebhasten Verkehr mit allen Ländern der Erde
unterhält 805000 E.). Ihre hervorragende Bedeutung verdankt sie der Lage
an der Stelle des Elbstromes, wo Fluß- und Seeschiffahrt zusammentreffen,
sodann ihrer Reederei und gewaltigen Industrie.
Die deutschen Kolonien.
Seit 1884 hat das Deutsche Reich große Gebiete in fremden Erdteilen in seinen
Schutz und seine Verwaltung genommen, damit deren Erzeugnisse dem deut-
scheu Handel gesichert und deutsche Waren leichter an die Eingeborenen verkauft
werden können. Sie sind zusammengenommen fünfmal so groß wie das
Deutsche Reich und werden von etwa 12 Millionen Menschen bewohnt. Ver¬
größere Teil des deutschen Schutzgebietes liegt in Afrika, der kleinere entfällt
auf die australische Inselwelt, und der kleinste Besitz gehört dem Erdteil Asien an.
In Afrika hat sich Deutschland am Guinea ^ginea> Golf in Togo zwischen die
älteren Niederlassungen Frankreichs und Englands eingeschoben, ebenso auch in
Kamerun, das bis an den Tsäd-See in das Innere des Erdteils hineinreicht.
Deutsch-Südwestafrika, das einen großen Teil der atlantischen Seite Süd-
afrikas einnimmt, birgt Schätze von Kupfer und teilweise Diamanten, ist auch vorzüg-
lich zur Viehzucht und zur Besiedlung mit deutscher Bevölkerung geeignet. Deutsch-
Ostafrikas zukunftsreichste Gebiete liegen im Jnnem nach den großen Seen zu.
In der Siidsee hat unser Reich im goldführenden Kaiser-Wilhelmsland auf
Neuguinea, im Bismarck-Archipel und in den nördlichen Salomon-Jnseln
Boden für tropischen Plantagenbau gewonnen. Die Marschall-Jnseln, die Karo¬
linen, die Marianen und die westlichen Samöa-Jnseln versprechen durch den
Anbau der Kokospalme Gewinn abzuwerfen und bilden auch Stützpunkte für unsern
Handel im Stillen Ozean.
Das an Asiens Ostküste von China gepachtete kleine (= Jadebusen), aber wirt¬
schaftlich bedeutsame Gebiet von Kiautschou [fyaudscho-u, volkstümliche Aussprache
„kiautschau"^ verfügt über einen hervorragenden Kriegs- und Handelshafen und er-
schließt das reiche chinesische Hinterland durch seine Eisenbahn.