Full text: Das Deutsche Reich (Teil 1)

2. Das deutsche Alpenvorland. 37 
bezüglich der großen Ortschaften steht die oberdeutsche Hochebene gegen 
Thüringen zurück. Wir finden nur eiue Großstadt, die ihr Emporblühen 
weniger der Umgebung und der Gewerbthätigkeit, als vielmehr der Für- 
sorge der bayrischen Fürsten zu danken hat. Neben dieser einen Großstadt 
weist die Hochfläche nur 5 große Mittelstädte über 20 000 Einwohner auf 
(Augsburg, Regensburg, Amberg, Landshut, Jugolstadt). Eine Einwohner- 
zahl von über 10 000 haben nur 6 Städte aufzuweisen, nämlich Straubing, 
Passau, Kempteu, Memmingen. Freifing und Rosenheim. 
f) Arm ist die Landschaft auch an Natnrfchönheiten. Im 
Thüringer Lande hat jede Gegend ihre Naturschönheiten aufzuweisen, die 
Gebirgslandschaften, wie die Hügel- und Beckenlandschaften. Auf der füd- 
deutschen Hochfläche ist dies nicht der Fall; da giebt es gar viele Gegenden 
die von der Natur sehr stiefmütterlich bedacht worden sind (z. B. Lechfeld, 
Jsarplatte, die Schotterflächen überhaupt). Landschaftliche Schönheiten finden 
sich außer in den Randgebirgen im Donanthale und in den Seenlandschaften 
Oberbayerns. 
Ausammenfassung: 1. Mangel an Naturschönheiten und Fruchtauen, 
an Bodenerzengnissen und Bodenschätzen, an Erwerbsquellen und großen 
Ortschaften kennzeichnen die Armut des deutscheu Alpenvorlandes. 
'i. Worin ist diese Armut der oberdeutschen Hochfläche be- 
gründet? a) Die Armut an Fruchtauen ist zunächst begründet in dem 
mageren Boden, der die ganze Hochfläche bedeckt. Sand- und Schotter- 
flächen, Moor- und Sumpfboden nehmen einen großen Teil der Landschaft 
ein. Die erste Ursache hiervon liegt in der Entstehung der Hochebene. Die 
ganze Gegend zwischen Jura, Böhmerwald und Alpen war ehemals von 
einem Meere bedeckt. Das Wasser hat sich bei Passau einen Ausweg ge- 
bahnt (Vgl. hierzu den Unstrutdurchbruch!), und so wurde der Bodeu frei- 
gelegt. Während aber in dem großen Unstrutbeckeu fruchtbares Schwemm- 
land zurückblieb, wurde hier der ehemalige Meeresgrund von neuem bedeckt, 
und zwar von den Gletschern der Alpen, die bis zur Donau hinreichten 
und die ganze Hochfläche mit Steingeröll überschütteten, das sie aus dem 
Alpengebirge mit herunterführten. (Moränen.) Die ehemaligen Gletscher- 
bäche lagerten den Sand und Kies, den sie mit sich führten, in ihrem Fluß- 
bette ab. Dieser sandige Boden konnte später leicht vom Waffer durch- 
drnngen werden und so bildeten sich die ausgedehnten Moore. Die Ent- 
stehung der Hochfläche hat also den Bodenaufbau uud die Bodenznfammen- 
fetznng und damit auch die geringe Bodenfruchtbarkeit bedingt. 
Der Mangel an Fruchtauen erklärt sich aber auch aus dem rauhen 
Klima, das auf der oberdeutschen Hochebene herrscht. Dieses unwirtliche 
Klima ist wiederum begründe! in der hohen Lage der Ebene. Ungünstig 
beeinflußt wird es auch durch die Nähe der Alpen und durch den Mangel 
an natürlichem Schutze. (Inwiefern?) So zeigt sich also: Magerer Boden 
und rauhes Nlima bedingen die geringe Bodenfruchtbarkeit und den 
Klange! an Bodenerzeugnissen aus der oberdeutschen Hochebene. 
d) Die Armut an Erwerbsquellen ist begründet zunächst in der 
geringen Anbaufähigkeit des Bodens. Welche Erwerbsquellen knüpfen sich
	        
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