Full text: Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie

Vorwort. 
VII 
genossen über die verschiedensten methodischen Fragen zu ver¬ 
handeln. Wenn das Ergebnis hier kurz Erwähnung findet, so geschieht 
es einmal in dem Gedanken, daß es der Allgemeinheit vielleicht nicht 
ohne Nutzen sein dürfte, dann aber in der Absicht, nachdrücklichst 
auf die Bedeutung der Handelsgeographie für unsere höheren 
Schulen hinzuweisen und eine stärkere Berücksichtigung im Lehr¬ 
plane zu empfehlen. Unter den Zweigen des Unterrichts, die 
berufen erscheinen, uns unser Vaterland teuer zu machen, steht sie 
in erster Reihe, zwingt sie doch den Schüler, auf hunderterlei Dinge 
zu achten, welche die physische und politische Geographie nicht in 
den Bereich zieht, und die doch so recht geeignet sind, die starken 
und schwachen Seiten unserer Gewerbe, unseres Handels zur Nach¬ 
eiferung und Mahnung ins Licht zu rücken. 
Bislang hat die Handelsgeographie in den höheren Schulen noch 
keine bleibende Stätte gefunden, und selbst da, wo man ihr ein be¬ 
scheidenes Plätzchen einräumt, muß sie mit dem Zeitraum eines 
Jahres mit 2 Wochenstunden, häufig sogar nur mit einer einzigen, 
sich begnügen. Wenn man nun bedenkt, daß die Erdkunde, nach¬ 
dem die Volks- oder Vorschule schon ein Jahr lang die geogra¬ 
phischen Grundbegriffe in der Heimatskunde vermittelt hat, in unseren 
9 klassigen höheren Schulen sofort in Sexta beginnt und sich dann 
bis Unter-Sekunda einschließlich 6 Jahre durch alle Klassen hindurch¬ 
zieht, so muß es zum wenigsten befremden, daß der bisherige Unter¬ 
richt in oro-, hydro- und topographischen Mitteilungen meistens ver¬ 
läuft oder höchstens in einigen Belehrungen aus der mathematischen 
Geographie sein Endziel sieht. Von Quinta an setzt man in der 
Regel 2 Wochenstunden in den Lehrplan ein, eine Zeit, die bis 
Ende von Unter-Tertia vollkommen genügen müßte, um die physische 
und politische Erdkunde der europäischen und außereuropäischen 
Länder zu beenden. Tatsächlich trifft dies auch für die meisten 
Anstalten zu, wo dann in Ober-Tertia eine gewiß sehr löbliche Ge- 
samt-Wiederholung des bisherigen Pensums stattfindet, der in Unter- 
Sekunda neben weiterer Vertiefung die mathematische Geographie 
folgt. Wäre es da nicht richtiger und wichtiger, statt dessen in 
Ober-Tertia sofort mit Handelsgeographie zu beginnen und daran die 
nötigen Wiederholungen anzulehnen? Ein 13 —14 jähriger Schüler 
muß durch die formalbildenden Fächer die Reife erlangt haben, auch 
in diesem Fache logisch zu schließen, besonders, wenn man erwägt, 
daß das Denken hier gar sehr durch Veranschaulichungs-Material 
unterstützt wird. Ich bin überzeugt, daß ein Versuch nach dieser 
Richtung vom besten Erfolge gekrönt sein würde, da der Unterricht 
ganz dazu angetan ist, Lehrer wie Schüler zu fesseln und der Geo¬ 
graphie den Beigeschmack eines höchst untergeordneten Nebenfaches 
zu nehmen. Würde sie dann in Unter-Sekunda auch nur mit einer 
Wochenstunde fortgeführt, so müßten sich Kenntnisse gewinnen 
lassen, die fürs ganze Leben sich wertvoll erweisen und den mit dem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.