VIII. Das östliche Tiefland.
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nahm auch in diesen Ländern die Kunst des Ziegelbaues einen gar
hohen Aufschwung. Heute aber, beeinflußt von der gewaltigen und
noch immer zunehmenden Bautätigkeit, die naturgemäß am stärksten
in den Großstädten auftritt, ist der Bedarf an Ziegelsteinen ein der¬
artig großer geworden, daß er nur durch Zuhilfenahme aller von
Wissenschaft und Technik dargebotenen Mittel gedeckt wird.
Den Rohstoff für die Bereitung lieferte von Anfang an der
Ton, der aber erst nach langwierigen Vorarbeiten zur weiteren Ver¬
wendung gelangt. Er wird im Sommer oder Herbst gegraben, weil
dann die ausgetrocknete Masse bedeutend leichter ist und mit ge¬
ringeren Kosten gefördert werden kann. In dünnen Schichten wird
er auf dem Erdboden ausgebreitet und dann in gemauerte Behälter
gebracht, wo er mit Wasser begossen und durch eine Vorrichtung
beständig umgerührt wird, damit er sich eng mit dem Wasser 'ver¬
mische. Dabei trennen sich feinere Sandteile, und alle löslichen
Stoffe werden vom Wasser weggeschwemmt. Das Austrocknen dieses-
Schlammes erfordert lange Zeit. Bleibt dennoch zu viel Feuchtigkeit
zurück, so muß er mit trockenem Material, das in den Ziegeleien
aufgespeichert ist, vermengt werden, um dann nochmals durch eine
Knetmaschine zu gehen und zu einer gleichförmigen Masse ver¬
arbeitet zu werden. Diese Arbeit, die heute fast ausschließlich durch
Maschinen geleistet wird, wurde ehedem durch menschliche oder
tierische Arbeitskraft, durch Treten, besorgt. In einem Walzwerke
wird dann die Masse zu dünnen Streifen ausgezogen, worauf sie zum
Formen bereit ist.
Das Ziegelstreichen war früher lediglich Handarbeit. In
eine Form aus Holz oder Eisen drückte man den Ton hinein, ent¬
fernte den Überschuß durch Streichen mit einem Brett und stülpte
die Form um. Auch heute ist dieses Verfahren noch vielfach üblich,
aber meist durch Maschinen verdrängt, welche die Masse pressen,
durch viele schraubenförmig gestellte Messer einen Strang von der
Dicke und Länge der zu gewinnenden Ziegel formen und endlich
durch ein Messer Stücke von der gewünschten Länge abschneiden.
So erhält man die ungebrannten Steine, die manchmal nur noch an
der Luft getrocknet werden. Diese „Luftsteine" sind zwar zu
manchen praktischen Zwecken zu gebrauchen, allein sie halten sich
nicht in feuchter Luft. Sie müssen darum gebrannt werden, wodurch
die noch im Ton enthaltenen Wasserteile vollständig ausgetrieben
und die Tonteile in einen Zustand versetzt worden, worin sie fest
zusammenbacken. Das Brennen geschieht entweder in Feldbrand¬
oder in Ringöfen. Bei jenen schichtet man eine ungeheure Zahl
von passenden Steinen aufeinander, bedeckt sie mit einem Lehm¬
bewurf und entzündet in der Mitte des Haufens ein Feuer. Für ge¬
wöhnlich genügen solche Steine, jedoch bessere Ware wird stets in
Ringöfen gebrannt.
Die ursprüngliche Gestalt des Ringofens ist, wie schon sein