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Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
Name besagt, die Kreisform, die für kleinere Betriebe am vorteil¬
haftesten ist; doch baut man auch elliptische, quadratische und recht¬
eckige Ofen, wie es gerade die Verhältnisse bedingen. Für den
erforderlichen Zug sind hohe Schornsteine meist in der Mitte an¬
gebracht, für längliche Öfen liegen sie aber außerhalb. Der lange
Ofenkanal bildet gewöhnlich einen ringförmigen, mit einer gewölbten
Decke versehenen Raum, da die senkrechten Wände mit halbkreis¬
förmig überwölbter Decke sich zu leicht durchbiegen und so häufige
Ausbesserungen veranlassen. Durch 3 teilige Blechschieber kann der
Kanal in Kammern eingeteilt werden, von denen immer nur eine
geheizt wird; die anderen werden von der Zugluft durchzogen, die,
je näher sie dem geheizten Räume kommt, sich um so stärker er¬
wärmt, bis sie endlich glühend heiß ist.
Die gasförmigen Verbrennungsprodukte läßt man nicht wie bei
anderen gewerblichen Anlagen sofort aus dem Schornstein entweichen,
sondern man benutzt noch ihre Hitze, um ungebrannte Ziegel vor¬
zuwärmen, die in anderen Kammern lagern. Erst die letzte Kammer
gestattet den Gasen den Abzug, während alle übrigen gegen die Esse
abgeschlossen sind. Nach ungefähr 24 Stunden kann der Brand der
Ware in einer Kammer als beendet angesehen werden, und nun wird
das Feuer in einer andern Abteilung angelegt. So fortschreitend,
kann man nacheinander die eine Gruppe von Ziegeln garbrennen
und eine andere, völlig abgekühlte, herausschaffen, so daß man es
täglich zu einer Leistung von 25— 40000 Steinen bequem bringen
kann. Dabei ist der Kohlenverbrauch verhältnismäßig sehr gering,
da für das Hartbrennen von 1000 Steinen kaum 3 Zentner Kohlen
erforderlich sind.
Die Siahlfederfabrikation.
Bis in die dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte der
Gänsekiel siegreich seine Herrschaft geführt, obwohl es nicht an
wiederholten Versuchen gefehlt hat, der Schreibkunst andere Mittel
dienstbar zu machen. Man hatte sich einmal an das Anspitzen der
beliebten Federspulen so gewöhnt, daß man alle Neuerungen mit
Verachtung von sich wies. Ganz besonderer Vorteile mußte der
Gegenstand sich rühmen können, der sie ersetzen wollte. Da kam
die Stahlfeder: haltbarer, bequemer und vor allen Dingen —- billig.
Diese Vorzüge verschafften ihr fast mit einem Schlage Eingang in
Schulen, Schreibstuben und Familien. Und heute, nach kaum
70 Jahren, erinnert sich nur noch der Großvater des einst so be¬
vorzugten Gänsekiels.
Riesenhafte Betriebe für die Herstelluug der Stahlfedern
sind in England entstanden, wo die Fabrikation ihren Ursprung
hat. Allein in Birmingham, wo allerdings der englische Hauptsitz
dieser Industrie ist, werden täglich etwa 20000 Groß verfertigt.
Wenn auch in Deutschland die Schreibfederindustrie sich erst viel