Full text: Erdkunde für Volks- und Mittelschulen

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Neben dem Getreide bildet die Kartoffel die wichtigste Kulturpflanze; 
in dem Anbau derselben steht Deutschland unter allen Ländern Europas 
obenan. Ein großer Teil des Ertrags wird zu Spiritus und Stärke 
verarbeitet. Trotz des starken einheimischen Verbrauchs kann die Kartoffel 
noch massenhaft zur Ausfuhr gelangen. Auch im Zuckerrübenbau nimmt 
unser Vaterland die erste Stelle ein; es liefert etwa ein Drittel des 
gesamten Rübenzuckers der Welt. Die meisten Zuckerfabriken befinden 
sich im südlichen Teil der Provinz Sachsen, in Brandenburg und 
Schlesien. — Von den Handelspflanzen werden hauptsächlich Flachs, 
Hanf, Hopfen und Tabak gebaut. Hopfen wird besonders in Bayern, 
Württemberg und Baden, Tabak in Baden und Elsaß-Lothringen an- 
gepflanzt. Eine große Ausdehnung hat auch der Gartenbau äuge- 
uommen. Er blüht hauptsächlich iu der Nähe großer Städte, weil hier die 
Verwertung der Erzeugnisse am leichtesten und am gewinnbringendsten ist. 
Großartige Gemüse- und Blumenzucht wird bei Bamberg, Erfurt und Hain- 
bürg getrieben. Der Obstbau hat seinen Hauptsitz im Süden des 
Mitteldeutschen Berglandes. Das meiste Obst erzeugen Württemberg 
und Baden; auch Thüringen und Sachsen sind reich an Obstbäumen. 
Trotzdem bedarf Deutschland noch einer starken Zufuhr von frischem 
und getrocknetem Obst; aus Frankreich, Italien, Österreich und Amerika 
wurden 1899 für 48 Mill. Mark eingeführt. — Dem Weinbau dient 
in unserem Vaterlande nur eine kleine Fläche. Hauptsitze desselben sind 
Rheingau, Main-, Neckar-, Mosel- und Saaletal. Au Menge des er- 
zeugten Weines wird Deutschland von Frankreich, Italien, Ungarn und 
Spanien weit übertroffeu. 
3. Neben der Landwirtschaft wird die Viehzucht mit gutem Erfolge 
betrieben. Vorzügliches Rindvieh liefern die wiesenreichen Marschen 
Oldenburgs und Frieslands, fowie die Schwäbischen und die Bayrischen 
Alpen. Die Pferdezucht blüht vor allem in Ostpreußen, Mecklen- 
bürg, Holstein uud Oldenburg. Die Schafzucht wird besonders in 
Sachsen, Schlesien und Brandenburg gepflegt. Sie geht aber infolge der 
massenhaften Einfuhr billiger Wolle aus Amerika, Australien und Afrika 
stetig zurück. Die Schweinezucht steht am höchsten in Westfalen, Braun- 
schweig, Thüringen und in der Provinz Sachsen. Deutschland kann jedoch 
seinen Bedarf an Vieh nicht allein decken uud muß deshalb noch Vieh 
aus anderen Staaten einführen. 
4. Der Wald uimmt ein Viertel der Bodenfläche Deutschlands 
ein. Die reichste Bewaldung zeigen die Gebirge, weil dort der Acker- 
bau wegen des felsigen Bodens und des rauhen Klimas nicht lohnend 
ist. In dem Norddeutschen Tieflande gibt es ausgedehnte Waldungen 
nur auf dem Baltischen Landrücken und auf den Sandflächen der Lausitz. 
Die waldreichste Provinz Preußens ist Hessen-Nassau, die waldärmste 
Schleswig-Holstein. Zwei Drittel der Waldfläche entfallen auf den 
Nadelwald, ein Drittel anf den Laubwald. Trotz des großen Wald- 
bestandes bedarf Deutschland noch einer jährlichen Holzeinfuhr im Werte 
von 120 Mill. Mark. 
5. Bedeutung des Bodenbaues. Landwirtschaft und Vieh-
	        
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