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D. Klima, Pflanzen- und Tierwelt der Alpen.
1. An ihren Vorhöhen, der Hügelregion (bis zu 800 m), herrscht
noch üppiger Pflanzenwuchs, namentlich auf der Südseite. Ackerfelder
und Obsthaine erfreuen den Blick des Wanderers; Laubwälder gewähren
ihm willkommenen Schatten, und die Weinrebe begleitet ihn noch bis
in die geschützten Alpentäler hinein. — Aber allmählich verschwinden
die bebauten Felder; wir kommen in die Region der Voralpen, die
von 800—1800 m Höhe reichen. Wälder, in denen die Nadelholz,
bäume besonders zahlreich vertreten sind, wechseln mit kräuterreichen
Wiesen, auf denen große Herden weiden; die Alpenwirtschaft beginnt.
Die Wohnungen der Menschen werden seltener, und nur in geschützten
Tälern finden wir noch dauernd bewohnte Ansiedelungen. — Nun
steigen wir höher hinauf in die eigentliche Alpenregion (1800 —
2800 m). Kahle Gipfel und steile Felsen ragen auf; zwischen mächtigem
Steingerölle stehen vereinzelte Lärchen und Arven. Große Weideflächen
breiten sich dazwischen aus. Hier kann sich der Mensch keine dauernde
Wohnstätte mehr gründen; nur im Sommer vermag er hier zu weilen.
Dann treibt der Senne seine Herde hinauf auf die Almen, „wo von
der Genziane und Auemou' umblüht auf seidnem Rasenplane die
Alpenrose glüht"; der Jäger beschleicht die scharf witterude Gemse und
erlegt wohl auch Alpenhasen und Raubvögel. Die Touristen steigen
zu diesen Höhen hinauf, um die großartige Alpenwelt zu bewundern.
2. Alpcnwivtschaft. Die Alpen haben ein rauhes und feuchtes Klima, das
den Getreidebau nicht mehr zuläßt, wohl aber deu Graswuchs begünstigt. Des-
halb sind sie reicb an vorzüglichen Weideplätzen. Ende Mai ziehen die Herden
der Talbewohner yinauf, um den ganzen Sommer über dort im Freien zu weiden.