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Forderung überrascht und lehnte sie höflich, aber bestimmt ab.
Als der französische Gesande noch zweimal um eine Audienz bat,
ließ ihm der König sagen, er habe ihm in dieser Angelegenheit
ntchte weiter mitzuteilen. Das sahen die Franzosen als eine große
Beleidigung an und erklärten an Preußen den Krieg.
2. Die Vorbereitungen zum Kampfe. Am 15. Juli verließ
König Wilhelm das Bad Ems und kehrte nach Berlin zurück.
Überall wurde er mit großem Jubel empfangen: das ganze preußi-
sche Volk fühlte die Beleidigung, die die Franzosen dem greisen
Herrscher zugefügt hatten. Noch an demselben Abend begab sich
General von Moltke ins Schloß, um mit dem obersten Kriegs-
Herrn die nächsten Maßnahmen zu beraten. Es wurde beschlossen,
das gesamte Herr sofort mobil zu machen. Eine gewaltige Be-
geisterung ergriff nun ganz Deutschland, von dem Rheine bis zur
Memel, von dem Meere bis zu den Alpen erklang das Trutzlied:
„Es braust ein Ruf wir Donnerhall". Im Norden und Süden,
im Osten und Westen eilten die Jünglinge und Männer zu den
Waffen. Zum ersten Male wieder waren die Krieger von ganz
Deutschland bereit, unter einem Befehle gemeinsam in den Kampf
zuziehen. — Am 19. Juli wurde die französische Kriegserklärung
in Berlin überreicht. An demselben Tage erneuerte König Wilhelm
den Orden des Eisernen Kreuzes, und an demselben Tage
suchte er tief bewegt das Mausoleum zu Charlottenburg auf, um an
der Ruhestätte der geliebten Eltern in stiller Andacht zu verweilen.
3. Der Aufmarsch der Heere. Bei der Mobilmachung des
preußischen Heeres zeigt es sich bald, daß der Kriegsminister von
Roon und der General von Moltke alles zu einem Kriege vor-
bereitet hatten. In wenigen Tagen war die Armee kriegsbereit;
schon am 24. Juli begannen die Transporte der Truppen nach
der Grenze. Er wurden drei Heere gebildet. Die erste Armee
stand an der Mosel; sie wurde von dem General von Stein-
metz geführt. Die zweite Armee sammelte sich an der Nahe,
ihr Befehlshaber war Prinz Friedrich Karl. Die dritte Armee
fand in der Pfalz Aufstellung; sie befehligte Kronprinz Fried-
rich Wilhelm. Zu ihr gehörten die Truppen der süddeutschen
Staaten. — Der Aufmarsch des französischen Heeres vollzog sich
bedeutend langsamer; es war durchaus nicht „fertig bis zum letzten
Gamaschenknopf", wie der Kriegsminister prahlerisch versichert
hatte. Erst am 31. Juli waren ungefähr 200000 Mann höchst
unfertig in der Ausrüstung nach der Grenze vorgeschoben. Sie
wurden in zwei Heere eingeteilt. Das eine stand bei Metz unter
dem General Bazaine und das andere in der Hauptsache bei
Straßburg unter Mac Mahon.
4. Die ersten Kämpfe. Gespannt lauschte das deutsche Volk
auf die ersten Nachrichten vom Kriegsschauplatze. Sie klangen