Full text: Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde

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großartigsten Ruinen aufzuweisen. Hier erhebt sich in reizender Umgebung die stolze 
Älhambra, der prachtvollste Herrschersitz, ein bewundernswürdiges Werk maurischer 
Kunst. Im SW. am Meere liegt Mü-laga mit 95,000 E., die bedeutenden Wein- 
bau und Handel mit Wein, Baumöl und Südfrüchten treiben. 
9. Murcia ist im N. eine öde Hochfläche, in der Küstenebene dagegen ein 
künstlich bewässerter Garten; die Hauptseidenprovinz, welche aber, wie die gegenüber- 
liegenden italienischen Küstenländer, öfter von Erdbeben heimgesucht wird. Die Haupt-- 
sta'dt ist Murcia, 90,000 E., an der Segura. Südl. von ihr liegt die feste See- 
stadt Cartagen a, der zweite Kriegshafcn und ein Schiffsbauplatz Spaniens. 
B. Die Länder der Krone Aragon, der Osten Spaniens. 
10. Valencia, das „spanische Paradies", theils Berge und Thäler, theils 
Tiesebenen mit schönem Pflanzenwuchs. Durch den uuermüdeteu Fleiß ihrer betrieb- 
samen und geistreichen Bewohner maurischen Ursprungs ist diese Provinz eine der 
reizendsten Spaniens geworden. So bieten die Ebenen, von unzähligen Bewasseruugs- 
kanälen durchschnitten, den Anblick der prächtigsten Gärten dar und werden mit 
Recht Hueria, d. i. Küchengarteu, genannt. Die Provinz hat einen Ueberflnß von 
Produkten, besonders an Wein, Oel und Datteln. Die Hauptstadt Valencia, 
110,000 E., hat große Fabriken in Sammt und Seide; Universität. _ Die Alameda, 
der gewöhnliche Name der Promenaden in Spanien, mit den herrlichsten Granat-, 
Orangen- und Palmbäumen bepflanzt, sühn nach dem Hasen und ist der Haupt- 
vergnügungsort der Städter. Hier versammeln sie sich, wie in ganz Spanien, an 
den" frischen Abenden. Da ertönen die im Süden heimischen Instrumente, die 
Guitarre und die Caflagnetten; da kann man auch wohl den Nationaltanz, den 
Aandango, unter reger Theilnahme der Zuschauer tanzen sehen. Ueberhanpt werden 
in keiner spanischen Stadt so große Volksfeste, wie hier, gefeiert. Weiler nach S. liegt 
Alicante mit einer sicheren Rhede und starkem Handel mit dem berühmten Weine 
der Umgegend, mit Seide und Wolle. 
Diesem Königreiche gegenüber liegen zwei zu Spanien gehörige Inselgruppen, 
welche jetzt von den Spaniern zusammen Balearen genannt werden. 
11. Catalonien, vom untersten Ebro über einen weiten Küstenstrich bis an 
die Pyrenäen sich erstreckend. Die Bewohner waren wegen des unzureichenden 
Bodenertrags von jeher auf Gewerbthätigkeit und Seehandel hingewiesen. Tie 
schöngelegene Hauptstadt Barcelona, 190,000 E., ist als Festung, Hafenstadt und 
Fabrikort bedeutend. Merkwürdig ist der seitwärts von diesem Orte sich mitten ans 
der Ebene erhebende Berg Montserrat, an dessen Abhang ein als Wallfahrtsort 
berühnites Kloster erbaut ist. Einsiedeleien ziehen sich bis zinn Gipsel hinaus. 
12. Aragon ien, ans beiden Seiten des Ebro, ist fruchtbar, aber entvölkert 
und schlecht angebaut. Die Hauptstadt Saragossa ist eiue flarke Festung am 
Ebro, der hier wegen seines starken Gefälles nicht fchiffbar ist. Neben seinem rechten 
Ufer zieht sich ans ewer langen Strecke der Kaiserkanal hin. In dem Kriege mit 
Napoleon (1808) wehrte sich d e nur schwach besetzte Stadt 60 Tage gegen die Fran- 
zosen, die Straße für Straße, Haus für Haus erobern mußten. 
e. Das Land der Krone Navarra, größtenteils auf den südl. Abhängen der 
Pyrenäen gelegen, hat ein kälteres Klima und ist nur in den Tyälern bebaut und 
von einem arbeitsamen Volke bewohnt, das seine alten Einrichtungen treu bewahrt. 
Das alterthümliche Pampeluna ist der Hauptort. Gegen NO. liegt dos Pyre- 
näentl al Roncevallcs (Rolands Tod). 
1). Die 3 baskischen Provinzen bilden ein Gebirgsland mit blühendem Acker- 
bau, Bergbau (Ei!eu) und Gewerbfleiß. Hier und noch über die Pyrenäen hinaus 
wohnen die Basken, ein Rest der alten Iberer, mit eigener Sprache, eigenthüm- 
lichen Einrichtungen und Vorrechten. Sie sind stark, behende, arbeitsam, fröhlich 
und gesellig. Bilbao im Gebirge ist die Hauptstadt. San Sebastian, ein wich- 
tiger Hafen am biskayfchen Meerbusen, und Vmor'a, Schlachtplatz 1813. 
Kolonien (7740 DM, 6V2 Mill.): 1. Einige feste Plätze aus der nahen 
afrikanischen Nordküfte, z. B, Ceuto, die südlicheren kanarischen und einige Guinea- 
Inseln. 2. Euba, Portorico und benachbarte Jnselchen. 3. Das Generaleapi- 
tauat der Philippinen und 4. Die Mariannen (Australien). 
3. Die Republik Andorra. 
Sie hat 7 □ ÜD?. und 12,000 E., Hirten und Bauern, und liegt 
in den Pyrenäen, nördl. von Catalonien. Sie wurde schon durch Karl
	        
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