Full text: Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde

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schwächer in den Küstenstrichen auf. Auf den schattenlosen Hochländern 
sind in Folge der Rückstrahlung der Warme von der erhitzten Ober- 
fläche die Tage heiß nnd die Nächte kalt; selbst in der Sahara kommt 
schneidende Kälte und Eisbildung vor. Das Klima der Hochländer ist 
meist gesund; in den feuchten und sumpfigen Niederungen verfällt der 
Europäer bösartigen Fiebern. Am gefährlichsten sind ihm die plötzlichen 
Temperaturwechsel und der Uebergang von der nassen zur trockenen 
Jahreszeit. 
Mit Ausnahme derjenigen Theile, welche in eine der beiden ge- 
mäßigten Zonen hineinreichen, kennt Afrika nur zwei Jahreszeiten, eine 
längere, trockene und eine kürzere Regenzeit. Diese dauert 2—3 Mo¬ 
nate und fällt nördl. vom Aequator in die Zeit zwischen den Mai und 
Oktober, südl. zwischen den Oktober und Mai. Die 9 übrigen Mo- 
nate hindurch ist der nächtliche Than der einzige Niederschlag aus der 
wolkenlosen Atmosphäre. Nach dem Nord- und Südrande des Erdtheils 
hin zeigen sich schon die Übergangszeiten Frühling und Herbst; der 
Winter liefert hier den meisten, der Sommer den geringsten Niederschlag. 
Erzeugnisse. Der mineralische Reichthum Afrikas ist noch sehr 
wenig untersucht. Die Wüste hat großen Reichthum an Salz und Na- 
trou. Von Metallen findet sich Eisen überall in Menge, Gold im 
Konggebirge, in Hochsudan und in Habesch, Kupfer in Niederguinea 
Steinkohlen an der Südostküste, Diamanten im S. 
Für die Entwicklung der Vegetation ist die Regenzeit in dem 
tropischen Theile Afrikas die Hauptbedinguug Unmittelbar nach der- 
selben entfaltet sie sich ebenso schnell als prächtig und lockt zugleich die 
wilden Thiere aus ihren Schlupfwinkeln in die knltivirten Gegenden. 
Die Pflanzenwelt hat im allgemeinen den tropischen Charakter, nur 
weniger riesenhafte Formen als in Amerika und Südasien. Am Nord- 
rande trifft man dieselben Pflanzen, die Südeuropa hat. Erst in der 
Sahara beginnt der eigentümliche Charakter des Pflanzenreichs, frei- 
lich hinsichtlich der Einförmigkeit mit den übrigen Verhältnissen über- 
einstimmend. Die Bäume, den Baobab ausgenommen, sind nie ohne 
Blätter. Urwälder fehlen; ja viele Gegenden (Sahara, Egypten, Nu- 
bien, Theile Südafrikas) haben überhaupt keine Wälder, und im füd- 
lichsten Afrika sind die Wälder mit steifem Laube. Außer den verschie¬ 
densten Arten von Palmen, der Banane, dem Gummibaume und ge- 
waltigen Schlingpflanzen, bringt dieser Erdtheil die gewöhnlichen Nah- 
rungspflanzen des Südens, Durra (Hirse), Reis, Mais, Zuckerrohr und 
Kaffee, sowie verschiedene Gewürzarten, Baumwolle u. a. hervor. 
Mit seineu ungeheuren Wüsten ist Afrika das rechte Vater- 
land der_ meisten großen viersüßigeu Thiere, sowohl Pflanzen- als 
fleischfressender. Unter den dem Menschen nützlichen Thieren nimmt 
hier ohne Zweifel das Kameel den ersten Rang ein. Mit Reckt 
nennt es der Araber das Schiff der Wüste, weil ohne dieses Thier 
die ganze Wüste, welche jetzt von zahlreichen Karawanen jährlich 
durchzogen wird, ganz unzugänglich wäre. Man braucht das Kameel 
mehr zum Lasttragen und das Dromedar mehr zum Reiten. 
Pferde, Esel und Manlthiere, wie alle unsere Hansthiere, finden 
sich in vorzüglicher Schönheit. Unter dm wilden, aber unschäd¬ 
lichen ^ Thieren bemerken wir Elephanten, Flußpferde und Rino- 
cerosse mehr in den südlichen als in den nördlichen Theilen. Das
	        
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