Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (H. 2)

Burgen. 
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us verschiedenen Anfängen, so den Erd- oder Steinwällen der Urvölker, den 
Wohnsitzen der Großen, alten Grenzbefestigungen und den römischen Wehrbauten, 
hat sich der Bau der Burgen entwickelt, unter welcher Bezeichnung wir hauptsächlich den 
mittelalterlichen befestigten Einzelwohnsitz eines Grundherrn zu verstehen haben. 
Die Burgen standen jedoch mit dem Rittertum in keinem notwendigen Zusammen- 
hange. Viele von ihnen gehörten dem Landesherrn, Städten und Abteien, und im all- 
gemeinen konnte jedermann solche besitzen, während die Ritter vielfach auch in Städten 
und Dörfern ansässig waren. Viele Burgen waren nur als Lehen, als Pfand oder zur 
Hut übertragen, oder sie gehörten einer Gemeinschaft von Eigentümern. 
Für die Burgen wurden Plätze gewählt, die in möglichst steiler Höhe das umliegende 
Gelände überragten oder aber von Wasser umgeben waren (Höhen- und Wasser¬ 
burgen). Auch wurden Burgen ganz oder zum Teil in Sandsteinfelsen ausgehauen 
oder in Höhlen erbaut (ausgehauene und Höhlenburgen). 
Bei Wasserburgen war das Mauerviereck mit 
Ecktürmen häufig. Besonders bei Höhenburgen 
war neben anderem die Gestaltung des Bauplatzes 
für die Anlage so maßgebend, daß es deren nicht 
zwei gleiche gegeben hat. Schon ihre Ausdehnung 
ging von mehreren hundert Metern Länge bis 
hinab auf ein wehrhaftes Gebäude in fester Lage. 
Eine vollständige Burg umfaßte meistens vor der 
Hauptburg (h des nebenstehenden Grundrisses) 
eine die Nebengebäude enthaltende Vorburg (v) 
und einen sie gürtelartig umgebenden Zwinger 
(zz), an Gebäuden besonders den B e r ch f r i t (Berg- 
fried, Hauptturm, b) mit dem Burgverlies (Gefäng- 
nis), den Palas (Herrschaftswohnung, p), worin 
über dem Saal in der Kemenate die Frauen 
und Mädchen arbeiteten, die oft mit Zinnen und 
Türmchen versehene Ringmauer und einen 
Torbau (a). 
Die Burgen waren auf den Nahkampf und die 
schon von den Römern gebrauchten Belagerungs- 
Maschinen berechnet. Mit der Einführung vervollkommneter Pulverwaffen gegen Ende 
des Mittelalters mußte daher ihre Bedeutung schwinden, wenngleich man dem noch 
vielfach durch Hinzufügung starker Mauerbauten (Rondelle r und Bastionen) zu be- 
gegnen suchte. So hatte schon gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts die eigentliche 
Burgenzeit ihr Ende gefunden, das auf dem weiten Schauplatze des Dreißigjährigen 
Krieges durch diesen vollends besiegelt wurde. Von den ungefähr zehntausend im deutschen 
Sprachgebiet vorhanden gewesenen Burgen sind etwa die Hälfte völlig verschwunden, 
noch etwa vierhundert als friedliche Schlösser mit nennenswerten alten Resten erhalten, 
wenige zu wirklichen Festungen umgebaut worden. Die Ruinen, die unsere Berge schmücken, 
hat man vor etwa hundert Jahren angefangen vor weiterem Verfalle zu schützen. Manche 
Burgen sind wieder aufgebaut worden, so die Wartburg bei Eisenach, Schloß Stolzen- 
felsbeiKoblenz, Schloß Hohenzollern im Schwäbischen Jura und die von Kaiser Wilhelm II. 
wiederhergestellte Hohkönigsburg in den Vogesen. 
16. Grundriß einer Burg.
	        
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