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weit, die von der des Gebirges und unsers Hügellandes sehr der-
schieden ist. Eigenartig und auffällig ist der Pflanzenwuchs iu den
Brackweder Bergen und am Abhänge des Blömleberges.
Unsre heutige heimische Pflanzenwelt ist das Erzeugnis klimatischer
Veränderungen und mannigfacher Einwirkungen innerhalb langer Zeit-
räume. Die hereinbrechende Eiszeit vernichtete die Pflanzenwelt der
Tertiärzeit in hiesiger Gegend und ließ eine eigenartige hochnordische
erstehen. Mit dem Zurückweichen des Eises verschwanden auch die
meisten Vertreter der uordischeu Pflanzenwelt. Nur einige Eiszeit¬
pflanzen haben sich bis auf den heutigen Tag in nnsrer Gegend ge-
halten. Zu ihnen gehören z. B. die Rosmarinheide (Andromeda
polifolia), die Fadenbinse und die zu den Orchideen gehörende
Stnrmie. Aber die immer weiter vorschreitende Kultivierung der
Sumpf- und Moorstrecken läßt schon heute die Zeit voraussehen, in
der sie bei uns verschwunden sein werden. Auf die Eiszeit folgte eine
trockene Zeit, die eine Steppenpflanzenwelt hervorrief, wie sie noch heute
im Süden Rnßlauds herrscht. Damals wanderten aus den Ländern am
Schwarzen Meere in die pflanzenarme norddeutsche Tiefebene und
auch iu unser Gebiet viele Pflanzen ein, die noch heute bei uns heimisch
sind. Einige oon ihnen sind der mittlere Wegerich, der körnige Stein-
brech, das Ackerleinkraut, die gemeine Berberitze, die skabiosen-
ähnliche Flockenblume uud der Goldklee. Iu jenen Zeiten kamen aber
auch ans dem Süden und Südwesten Europas manche Einwandrer
aus dem Pflanzenreich in unsre Heimat; die gemeine Stechpalme,
der englische Ginster, der gemeine Gagelstrauch, die Sumpfheide und
die flutende Binse gehören zu ihnen. Die Einwanderung, die uach
der Eiszeit iu unsre pflanzenarme Gegend einsetzte, dauert noch bis
auf den heutigen Tag. Wind, Wasser, Tiere uud Menschen sind der
Verbreitung der Pflanzen behilflich. Durch den Menschen wurden die
Getreidearten, die Futterkräuter, die Obstbäume, die Gemüse- und
Zierpflanzen eingeführt. Aus alleu Gegenden der Erde brachte er
die ihm nützlichen oder angenehmen Vertreter der Pflanzenwelt in
unser Klima, damit sie ihm zur täglichen Nahrung dienten oder ihn
durch Blumenpracht und Blütenduft erfreuten. Der Osten und der
Westen, der Süden und der Norden unsers Erdballs haben dazu bei-
tragen müssen, unsre Gärten und Anlagen, unsre Wohnungen uud
Blumenhandlungen zu schmücken. So können wir uns erfreuen an
den farbenprächtigen Blumen des Südens, an den schlanken Stämmen
nordischer Tannen und an der stolzen Zeder des Libanons.
Mit den Nutzpflanzen zugleich aber wurden auch viele Unkräuter
bei uns verbreitet. So find die Mohnarten, der Venusspiegel uud das
Kanariengras zu uns gekommen. Bei Mühlen, anf Güterbahnhöfen,
Müllhanfen und an Eifenbahndämmen finden wir allerhand Ausländer.
Da haben sich Wasserpest, Malven, Resedaarten, das kanadische Beruss-
kraut und das kleinblumige Knopfkraut angesiedelt. Ans mehr oder
weniger eigenartige Weise sind sie in unsre Heimat gekommen; so kam