334 H. Die Zeit neuer Staatenbildungen.
lichen Namen, und viele existiren fort ohne Schaden und
Gewinn für die übrige Menschheit. Aber schon die mäch¬
tige Ausbreitung des Romanismus (besonders durch ein¬
gewanderte Iren) lehrt die Amerikaner, mit dem Zer¬
theilen inne zu halten und aus Wiedervereinigung nnnöthig
getrennter Kirchenkörper bedacht zu fein. So haben sich
1869 die feit 1838 getrennten Alt- und Neupresby¬
terianer wieder zusammengethan, und andere Gemein¬
schaften regen wenigstens die Frage nach engerer Ver¬
bindung immer aufs neue ein. Wie wesentlich das Streben
nach der Einheit der Kirche mit ihrem Wachsthum und
ihrer Vollendung zusammenhängt, zeigt schon die Erfah¬
rung: den Zweiflern sowohl, als Römern und Heiden
kann die Kirche nur in dem Maße siegreich entgegentreten,
als sie mit der Reinheit auch die Einheit verbindet.
Christi Jüngern aber klingt fort und fort sein Flehen
nach: „Daß sie in uns Eines feien, auf daß die Welt
glaube, du habest mich gesandt." —
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Beschaffen¬
heit des jetzigen Geschlechts. Das, woran dasselbe am
meisten leidet, ist offenbar der Hochmuth. Dieser zeigt
sich darin, daß den Menschen das Unterwürfigsein so
schwer wird, wie Gott und dem Göttlichen, so dem Höhern
auf Erden unb namentlich ber Obrigkeit gegenüber. Für-
wahr unsere Fürsten haben etwas gelernt, sie sinb gar
anbers als bie bes vorigen Jahrhnnberts; ja man kann
mit Wahrheit sagen, baß es zu keiner Zeit so gute, für
bas Wohl ihrer Unterthanen besorgte Fürsten unb Regie¬
rungen gegeben hat als jetzt. Gleichwohl ist man mit
ihnen nicht zufrieden, tadelt, höhnt sie leichtweg und sucht
die vom König der Könige ihnen verliehene Macht fort¬
während zu schmälern, zusteuernd auf eine maßlose Frei¬
heit, bereu Treiben boch immer in einen Despotismus
ausläuft, unb verfennenb bie rechte Freiheit, welche barin
besteht, baß man unter bem Schutz einer starken Obrig¬
keit ein geruhiges unb stilles Leben führen kann in aller
Gottseligkeit unb Ehrbarkeit. Aber man möchte eben