4. Belgien und Holland.
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sind Holz aus dem Schwarzwald und Spessart und Kohlen aus dem Rhein-
land und Westfalen. Rotterdam ist auch der Auswanderungshafen für
Westdeutschland und Sitz des Niederländischen Lloyds.
Wesentlich anders gestaltet sich das Wirtschaftsleben Belgiens. Wenn
auch im Tiefland westlich der Scheide die Landwirtschaft mit Getreide,
Hanf- und Flachsbau und vorzüglichem Pferdematerial hervortritt, so
liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt Belgiens doch viel mehr in dem
regen Berg- und Hüttenwesen des Ardennengebietes, wo nicht weniger
als 100 000 Bergleute in 300 Bergwerken die reichen Schätze an Stein-
kohlen und Eisen zutage fördern.
Die jährliche Ausbeute an Kohlen deckt nicht nur den Eigenbedarf,
sondern V3 derselben im Werte von 100 Mill. Mark wird nach Frankreich
und Holland ausgeführt. Neben Eisenerzen werden auch Blei und
Kupfer gewonnen. Auf Kohle, Eisen und Zink gründet sich die blühende
Metall- und Textilindustrie Belgiens. Lüttich ist der Sitz großer Waffen-
und Maschinenfabriken, während Brüssel, Brügge, Gent und Verviers
weltberühmte Weberei treiben. Brüsseler Spitzen stehen wegen Fein-
heit und Zartheit ihrer Muster unerreicht da, und Brüsseler Handschuhe
sind geschätzte Artikel der Modewelt. Für Baumwollengewebe ver-
dient Gent, für Damast Brügge, für Lurusteppiche Tournai und Brüssel,
für Kaschmirzeuge Verviers besonders genannt zu werden.
Belgiens Seehandel vollzieht sich zumeist unter englischer Flagge.
Und wenn Antwerpen an der tiefen und breiten Scheldemündung eine
jährliche Schiffsbewegung von 10 000 Fahrzeugen mit 17 Mill. Reg.-
Tonnen aufzuweisen hat, so verdankt es das hauptsächlich der regen
Industrie seines Hinterlandes, die jährlich Fabrikate für 2 Milliarden
Mark auf den Weltmarkt wirft. Dem belgischen Seehandel fehlt auch
die belebende Wirkung wirtschaftlich entwickelter Kolonien. Zwar liefert
der Kongostaat Kolonialwaren im Werte von 45 Mill. Mark, aber er
kommt als Absatzgebiet noch nicht genügend zur Geltung.
In der Ein- und Ausfuhr Belgiens und Hollands besteht nur ein
geringer Unterschied. Während Hollands Einfuhr 4390 Mill. Mark, die
Ausfuhr nur 3370 Mill. Mark beträgt, hat Belgien eine Einfuhr von
4042 Mill. Mark und eine Ausfuhr von 3446 Mill. Mark aufzuweisen.
Die Hauptartikel der belgischen Ausfuhr sind Eisen, Steinkohlen, Web-
stoffe, Maschinen und Pferde. Deutschland bezieht von Belgien Pferde
für 36 Mill. Mark, gekämmte Wolle und Leinengarne für 46 Mill. Mark,
Zink und Blei; dagegen erhält Belgien von uns Eisen- und Wollwaren,
Maschinen, Hopfen und Bier. Hollands Hauptausfuhrartikel: Schlacht-
vieh, Butter, Käse, Heringe, Gemüse und Blumen gehen in beträcht-
lichen Mengen nach Deutschland. Dafür bezieht es von uns Holz, Kohlen,
Stein-, Eisen- und Wollwaren.
0) Was die Verkehrsstraßen anbetrifft, so lassen sich nur Unter-
schiede hinsichtlich ihrer Art machen. Holland ist naturgemäß auf seine
Wasserstraßen (Flußmündungen und Kanäle) angewiesen. Einen regen
Schiffsverkehr mit England unterhalten Vlissingen und Hoek van Holland,
die durch Eisenbahnen mit dem Festlande in Verbindung stehen. Belgien