bei der Eroberung von Magdeburg 1631. 91
gesagt, drei Lage dürfe man plündern, rauben, todt
machen; allein sie wurden nicht eingelassen, erhielten
einmal zu trinken und gingen weiter.
Lhodänus und die ©einigen bewirtheten ihre Be¬
schützer auf das beste, und als diese bald darauf äu¬
ßerten, dass es ihnen leid thäte, keine Beute machen
zu können weil sie hier zur Wache bleiben müssten,
erhielt Jeder von ihnen zwei Rosenobel *) geschenkt.
Damit waren sie auch zufrieden und sagten sogar, ob
Lhodänus nicht etwa noch einen guten Freund hätte,
er möchte ihn holen lassen. Wirklich schickte Lhodänus
nach einem seiner Bekannnten, der ein Magister war,
ließ ihn auch durch die Magd in der Katharinenkirche,
wo man ihn versteckt glaubte, rufen und Sicherheit
des Lebens versprechen; aber vergebens!
Bald darauf kam der gute Ofsicier wieder zurück,
erkundigte sich, wie es seinen Gerretteten erginge,
und sagte, sie möchten gutes Muthes sein, er wolle
nur ein wenig hinreiten und sehen, ob nicht Anstalten
getroffen werden könnten, das Feuer etwas zu däm¬
pfen. Kaum aber war er die Gasse hinaus an den
breiten Weg gekommen, als er eilends zurückkehrte
und sagte: „Frau, nehmt mein Pferd beim Zaum und
Euren Herrn bei der Hand, oder wir müssen Alle ver¬
brennen!" Denn das Feuer nahm gewaltig überhand,
so dass auch das große und schöne Haus des Bürger¬
meisters Georg Schmidt schon lichterloh brannte, und
ein großer schwarzer Rauch sich hinter der Kathari¬
nenkirche am breiten Wege emporwälzte, wodurch von
der großen Hitze schon brennbare Sachen an Lhodänus
Hause zu sengen ansingen. Man warf nun Alles, was
noch im Hause vorhanden war, und wovon Lhodänus
unter andern auch seine gewohnte Bibel erwählte,
vollends in den Keller, verschloss ihn und bedeckte die
Thüre mit Erde. Die Magd Lhodänus nahm noch das
verlassene Kind eines Nachbars, welches sie auf der
Straße fand, auf den Arm, und so wanderten ^sie,
*) Eine englische Goldmünze, imit einer Rose bezeichnet,
4 Rthlr. 4 Ggr. 4 Pf. an Werth.