Full text: Europa in natürlichen Landschaftsgebieten

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Begleiter aus dem Gefecht bringen lassen wollte, gerieten beide in ein feindliches 
Kürassierregiment. Der Oberst desselben erkannte den König und jagte ihm mit 
den Worten: „Dich habe ich lange gesucht!“ eine Kugel durch den Leib. Bald sah 
das schwedische Heer das verwundete Reitpferd des Königs mit Blut bespritzt zwischen 
den Truppen umherirren. Furchtbar erbittert über den Verlust ihres geliebten 
Königs, dringen die Schweden von neuem auf den Feind ein. Schon weicht er. 
Da erscheint Pappenheim mit frischen Truppen, aber auch sie werden geworfen, 
und Pappenheim selber fällt. Sterbend noch ruft er: „Sagt dem Herzoge von 
Friedland, daß ich vergnügt sterbe, da ich unseren gefährlichsten Feind mit mir 
getötet weiß.“ 
6. Wallensteins Tod. Nach dem Tode Gustav Adolfs übernahm der kühne 1634 
Herzog Bernhard von Weimar den Oberbefehl über das schwedische Heer und 
eroberte Schwaben und Bayern. Das war aber nur möglich, weil Wallenstein 
mit seinem Heere untätig in Böhmen lag. Auf eigene Faust knüpfte er mit Schweden 
und Sachsen Verhandlungen an und brachte sich dadurch in den Verdacht, sich mit 
ihrer Hilfe in den Besitz einer Fürstenkrone zu setzen. Da faßte der Kaiser den Be— 
schluß, den General seines Oberbefehls zu entsetzen. Um der schimpflichen Ab— 
setzung zu entgehen, wollte sich Wallenstein mit den Protestanten offen gegen den 
Kaiser verbinden. Da ereilte ihn sein Geschick. Zu seiner Sicherheit war er mit 
einem Teil seines Heeres nach Eger geeilt. Aber drei Obersten aus der Besatzung 
stifteten eine Verschwörung gegen ihn an und beschlossen, ihn zu ermorden. Zuerst 
wurden seine Freunde niedergemacht, die man abends zum Mahle geladen hatte, 
und dann wurde noch in derselben Nacht der Hauptschlag vollführt. Es war 11 Uhr. 
Eben hatte der Sterndeuter Seni den Feldherrn mit den Worten verlassen, „die 
von ihm in den Sternen beobachtete Gefahr sei noch nicht vorüber.“ Wallenstein 
wollte sich gerade zur Ruhe begeben. Ein Lärm von der Straße her schreckte ihn 
auf. Plötzlich stürmten die Mörder die Treppe herauf und sprengten die Tür des 
Schlafgemachs. Lautlos, mit ausgebreiteten Armen, empfing Wallenstein den 
Todesstoß (1634). 
d) Der Schwedisch⸗Französische Eroberungskrieg. 
Herzog Bernhard von Weimar wurde bei Nördlingen (1634) von den Kaiser— 
lichen vollständig geschlagen. Nun fielen die meisten deutschen Fürsten von den 
Schweden ab, deren Macht durch die verlorene Schlacht gebrochen war. Alles sehnte 
sich jetzt nach Frieden. Aber Frankreich fachte aufs neue die Fackel des Krieges 
an und schloß mit den Schweden ein Bündnis, um so die Macht Deutschlands zu 
schwächen und die Länder am Rhein an sich zu reißen. So dauerten die Schrecken 
des Krieges noch 13 Jahre, in denen sich der Sieg bald auf die Seite der Kaiser— 
lichen, bald auf die der Schweden neigte. Die Schweden wurden besonders von 
ihren Generalen Torstenson und Baner zum Siege geführt. Furchtbar waren die 
Greuel, die in dieser Zeit von den Truppen verübt wurden. Nicht nur bei den Lands— 
knechten, sondern auch bei den Schweden war alle edle Sitte geschwunden, und der 
Ruf: „Die Schweden kommen!“ verbreitete Schrecken und Entsetzen rings umher. 
Die Martern, die den Bürgern und Bauern bei Erpressungen auferlegt wurden, waren 
wahrhaft teuflisch. Dem einen band man beide Hände auf den Rücken und zog ihm mit einer 
durchlöcherten Ahle ein Roßhaar durch die Zunge. Dann suchte man ihm durch Ziehen an 
dem Roßhaar die größten Schmerzen zu bereiten, und bei jedem Schrei, den der Unalückliche
	        
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