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die Schluchten im Laufe der Jahre mit Schnee angehäuft werden. Durch
Sonnenbestrahlung, Eindringen und Wiedergefrieren des Schmelzwassers
verwandelt sich der Hochschnee zu Firnschnee, einem lockeren Aggregat
rundlicher Körner, die aus Eis und Luftblasen bestehen. Durch weiteres
Eindringen und Gefrieren des Schmelzwassers entsteht das Firneis, ein
festeres Conglomerat derselben Körner, die durch Eiscement verkittet sind.
Dieses Firnfeld bildet den 1. Teil des Gletschers. Das weit unten
liegende reine Gletschereis ist durchsichtiger, weil das Firnkorn daraus
verschwunden ist. An der Schneegrenze (2700 m) schmilzt das Eis und
aus dem Gletscherloche (Siehe das Ende des Rhonegletschers) fließt das
Wasser eines Gletscherbaches hervor. 600 Gletscher der Schweiz be-
decken einen Raum von 2100 qkm (so groß wie Anhalt). Folgen dieser
Eisbildung? — Sprengung der Felsen — Fortbewegung der Gletscher-
ströme durch eigne Schwere und der Felsensplitter — Entstehung der
Moränen und Verwüstungen fruchtbarer Gelände durch dieselben. Ent-
stehung der Lawinen? Wenn es bei kalter Witterung schneit, so ist
der Schnee fein, trocken und liegt locker und lose auf dem Boden. Auf
steilem, waldlosem Abhauge gerät die lockere Schneeschicht in Bewegung;
während die schwereren Teile in die Tiefe gleiten, steigen die feineren
Kryställchen in Gestalt von Staubwolken auf (Staublawinen). Durch
diese fallenden Wolken wird die Luft plötzlich verdichtet und strömt
orkanähnlich der Lawine voraus zu Thal. Durch das Thal verengt,
reißt sie mit verstärkter Macht ganze Waldungen, Gebäude u. s. w. fort.
Grund- oder Schlaglawinen rutschen bei Tauwetter leicht ab, der nasse,
massige Schnee hängt sich leicht an die zu Thale rollenden Schneebälle.
Verheerungen durch die Lawinen — Schutz der Kunststraßen (Siehe Rhone-
gletscherbild) gegen die Lawinen durch Schneetunnel. Woher dieWasser-
fälle, Klamme und Sturz- und Gießbäche? Im Hochgebirge können
sich nur kleine flache Seen entwickeln, deren Wasser sich tosend und
schäumend zwischen Felsblöcken hindurch die senkrechten Felswände hinab-
stürzt. Wo das Gestein locker und weniger widerstandsfähig ist, wird
im Laufe der Zeit die steile Felseuwand durchsägt, und so entstehen die
engen schluchtenartigeu Thäler, Klamme geuaunt. Auswaschungen der
Felsen geschehen auch durch furchtbare Gewitterregen. (Schilderung eines
Gewitters in den Alpen!)
Produkte und Beschäftigungen. In den Hochalpen? — kahle,
beeiste und beschneite Felsengrate, an denen die Adler horsten. —
Die Flechten uud Moose sind die letzten Grenzwächter der Pflanzen-
Welt; sie bilden ganze Rasenteppiche. Enzian, ein blaues Blümchen,
aus dessen Wurzeln ein heilsamer Saft durch Aufsetzen auf Spiritus
gewonnen wird, und Edelweiß findet man dicht an der Schnee-
grenze. Gemsen werden hier von den Gemsjägern in der frühesten
Morgenstunde gejagt, wenn sie von den Sennen, wo sie während
der Nacht schliefen, aufwärts weiden. (Bild von einem Gemsjäger