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ben Ufern der Hase, wo noch heute zwei große Feldebenen die
Namen Karlsfeld und Wittekindsfeld führen. 'Wittekind war über¬
wunden und hatte das Christenthum angenommen. Da legte Karl
hier auf der Stätte seines Sieges das erste Bisthum an.
Zwischen Osning und Süntel durchströmt die Hase ein geräu¬
miges, fruchtbares Thal, durch welches die Hauptstraße vom Nieder-
rhein zur Elbe lief. Hier, wo ein großer Sammelplatz der sächsischen
Stämme war, inmitten der Hünenringe und Opferaltäre gründete
Karl der Große den Dom von Osnabrück, dessen Bau 783 begann.
Die Gegend zwischen Ems und Hunte wurde der neuen Kirche als
Sprengel zugethan.
Der Dom besteht aus dreißig Gewölben, ruht auf achtzehn
starken Pfeilern und enthält drei lange Bogengänge nebst einem
erhabenen Hochaltar. Viele Nebenaltäre und Seitenkapellen sind
durch die Kirche vertheilt; zwei hohe Türme, die in späterer Zeit
entstanden sind, schmücken sie, und über dem Hochaltar erhebt sich
ein kleiner weißer Turm. Im Jahre 1100 brannte der Dom ab,
und der Bischof verlegte seinen Sitz nach dem nahen Iburg; doch
scheint das Mauerwerk unversehrt geblieben zu sein, denn nach sechs
Jahren war der Neubau vollendet. Als im vorigen Jahrhunderte
das Innere des Doms mit schönen Gipsmörtelarbeiten bekleidet
wurde, erkannte man unter dem abgeschlagenen Mörtel noch die
Spuren des Brandes. Die vortrefflichen altdeutschen Steinmetzar¬
beiten, welche den Eingang vom Domhofe in das Münster zierten,
waren vom Zahn der Zeit verwittert und fast gänzlich zerstört. In
der neuern Zeit hat man diese Thüreinfassungen durch neue Stein¬
bildnerei ersetzt. Von außen wohlerhalten, im Innern reich ge¬
schmückt steht nun dieses ehrwürdige alte Gebäude, das bereits in
ein früheres Jahrtausend reicht.
2. Um den Dom herum siedelten sich immer mehr Leute an,
und so entstand die Stadt, welche jetzt über 14000 Einwohner hat.
1803 kam sie sammt dem Fürstenthum an unser Land.
In dem Rathhause ist der Friedenssaal, in welchem mehrfache
Friedensverhandlungen geführt wurden, als der westfälische Friede
geschlossen werden sollte.
In Osnabrück wird ein wichtiger Handel mit Leinwand be¬
trieben, den die dortigen Linnenleggen sehr fördern. Auch gibt es
daselbst Fabriken für Wollwaren. In der Nähe sind Papierinühlen,
Kalk- und Steinkohlenbrüche. Die Steinkohlen aus dem Piesberge-
sind wegen ihrer großen Heizkraft sehr berühmt.
52. Die Karlssteine im Hohn.
Rmblühet von brauner Heide oder beschattet von alten Eichen,
oft auch umdüstert von dunkeln Föhren, oder einsam im Moore ge¬
legen finden sich Denkmale der grauesten Vorzeit, welche Jahrtausen¬
den trotzten. Während die Erdhügel, die unsere Vorfahren ihren
geliebten Todten errichteten, von der Pflugschar des fleißigen Land¬
manns im Osnabrückscken geebnet sind, haben sich die gewaltigen